Älteste Stadt Deutschlands: Porta Nigra, Kaiserthermen... kurz: Trier

Do., 12. Oktober 2023, 5. Reisetag / 166 Tageskilometer / vom Stellplatz "Weingut Müller-Kern", Diedesfeld /Neustadt an der Weinstraße nach Trier zum Stellplatz "Reisemobilpark Treviris", 13,40 € / Nacht (WC inklusive), Koordinaten: 49.7389518,6.619893

Porta Nigra - das berühmte römische Stadttor
Porta Nigra - das berühmte römische Stadttor

Heute geht es "eine Station" weiter. Unsere Wahl fällt auf Trier, die älteste Stadt Deutschlands. In grauer Vorzeit war ich da zwar schon mal zur Stippvisite während der Abifahrt nach Neapel, aber da ist ja lange her und viel gesehen hatten wir da auch nicht. So quasi auf der Durchreise.

Wir haben uns gestern den nahe des Stadtkerns liegenden, großen Wohnmobilstellplatz "Treviris" als Übernachtungsplatz ausgeguckt und hoffen, dass wir da noch ein Plätzchen finden. In "Treviris", wie das "Rom des Nordens" von den Römern einst genannt wurde.

Da unser Urlaub sich ja auch schon bald dem Ende zuneigt, haben wir auch dieses Mal nicht allzu viel Zeit, doch zumindest der Besuch des Doms, natürlich der Porta Nigra und der Kaiserthermen muss natürlich sein.

Fahrt durch den Hunsrück im Regen

 

Um kurz vor halb elf verabschieden wir uns von der Deutschen Weinstraße. Doch kurz zuvor legen wir noch einen 15 min-Stopp beim Edeka um die Ecke in Diedesfeld ein, hier können wir V+E vornehmen und uns beim Bäcker mit frischem Reiseproviant eindecken, denn gefrühstückt haben wir vor der Abfahrt nicht. Die Fahrt dauert ja nur knapp zweieinhalb Stunden, da machen wir lieber wieder am Ankunftsort ein langes, ausgedehntes "Frühstück", wenn wir "sicher stehen". Das ist irgendwie entspannter, zumindest für uns.


Bei 18° Celsius und starker Bewölkung starten wir Richtung Westen und schon gut eine Stunde später bewahrheitet sich der angekündigte Regen im gestrigen Wetterbericht. Um die Mittagszeit herum in der Gegend um Kaiserslautern fängt es an zu tröpfeln, was sich dann zu einem ausgedehnten, ergiebigen Landregen ausweitet und es wird auch 3° Celsius kälter. Doch heute Nachmittag in Trier soll es wieder trocken sein. Schau'n wir mal...

Heute ist es in weiten Teilen Deutschlands etwas kühler und regnerischer als gestern. Außer in Freiburg im Breisgau (das ist ja gefühlt immer die "Sonnenecke Deutschlands"), aber das ist uns jetzt gegen Ende des Urlaubs zu weit südlich. Wir müssen ja auch irgendwann leider wieder zurück.

Entspannte Fahrt erst über kleine Landstraßen durch den Pfälzer Wald und kleine Ortschaften, später recht eintönig auf regennasser Autobahn

 

Kurz nach ein Uhr am Mittag kommen wir nach ein wenig Sucherei am Stellplatz in Trier an. Es gibt ganz in der Nähe noch einen weiteren Stellplatz, der aber im Grunde nur ein Parkplatz ist und nicht viel zu bieten hat. Da ist es hier, direkt an der Mosel gelegen, schon etwas schöner. Infrastruktur nehmen wir allerdings gar nicht in Anspruch, Strom brauchen wir nicht, Toilette und Abwassertank sind leer, Frischwasser aufgefüllt. Haben wir eben in Diedesfeld ja noch alles gemacht.

Der Regen hat tatsächlich gerade aufgehört und wir suchen uns auf dem sehr großen und längst nicht gefüllten Stellplatz einen Platz mit Blick auf die Mosel. Allerdings ist es jetzt viel zu kühl, regnerisch und alles um uns herum tropfnass, als dass wir große Lust verspürten, draußen zu essen. Dann lieber im Womo, zum ersten Mal in diesem Urlaub.

 

 

 

Blick auf die Mosel und die langen Transportschiffe

 

Ziemlich genau um halb vier machen wir uns Richtung Innenstadt auf. Die Fahrräder lassen wir am Womo, zu Fuß sind wir flexibler und ein kleiner Spaziergang nach langem Sitzen ist auch nicht verkehrt. 

Ein recht schöner Fuß- / Radweg führt direkt an der Mosel entlang, bis wir nach circa zwei Kilometern auf die Römerbrücke treffen. 

 

 

Die Brücke ist aus dem 2. Jahrhundert und mit einem Alter von ca. 1877 Jahren die älteste Brücke Deutschlands. Seit 1986 ist sie ebenfalls Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Sie hat eine Länge von 198 Metern und ist etwa 13 Meter breit. Die Trierer Römerbrücke stellt den ältesten römischen Brückenbau nördlich der Alpen dar. 

 

Blick unter der Römerbrücke her, südliche Ansicht, Blick von der Brücke auf die Mosel

Steipe und Rotes Haus
Steipe (rechts) und Rotes Haus

Angesichts dieses beeindruckenden Alters überqueren wir nun die Römerbrücke mit dem gebührenden Respekt, obwohl sie von oben eigentlich "völlig normal", eben wie eine Brücke für den Auto-, Fußgänger- und Radverkehr, aussieht.

 

Nach ein paar weiteren hundert Metern, unter anderem am (modernen) Rathaus vorbei, landen wir "fast automatisch" in der guten Stube Triers, am Hauptmarkt.

Ein wirklich schöner Marktplatz mit vielen alten Häusern ganz unterschiedlichen Baustils und aus verschiedenen Epochen.


Berühmt ist zum Beispiel die Steipe, ein rekonstruiertes gotisches Gebäude, das im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört wurde und mit Bürgerspenden 1970 wieder aufgebaut wurde.

 

 

Glücklicherweise hält das Wetter sich an den Wetterbericht, der ja für den Nachmittag keinen Regen mehr vorsah. So steht einem entspannten Sightseeing nichts im Wege.

 

 

Direkt "um die Ecke" des Hauptmarkts ist der Trierer Dom zu finden. Und schon wieder schmückt sich die Stadt mit dem Superlativ von "alt". Beim Dom St. Peter handelt es sich nämlich um die älteste Bischofskirche Deutschlands, eröffnet 1270, die auch ununterbrochen seit ihrer Fertigstellung als Bischofskirche genutzt wird. Unmittelbar nebenan und daher praktisch auf fast jedem Foto ebenfalls mit abgebildet ist die Liebfrauenkirche. Und auch hier wird das Attribut "alt" wieder fast schon inflationär gebraucht: Die Liebfrauenkirche soll - zusammen mit einer weiteren Kirche in Marburg - die älteste gotische Kirche Deutschlands sein.

 

Domturm St. Peter im Vordergrund, Liebfrauenkirche hinten
Domturm St. Peter im Vordergrund, Liebfrauenkirche hinten

 

Infotafel vor dem Dom, Trierer Dom "Hohe Domkirche St. Peter", Domfreihof

 

Die Kathedrale ist UNESCO-Weltkulturerbe und in ihrem Inneren wirklich eindrucksvoll.

Während man die Liebfrauenkirche dem gotischen Stil zurechnet, ist dies beim Trierer Dom nicht so einfach: Er besteht aus einem Mix an Baustilen, der die mehr als 1700 Jahre alte Hohe Domkirche einzigartig macht. Von der Antike bis in die Neuzeit haben Baumeister nahezu aller Generationen ihre Spuren in und an dem sakralen Gebäude hinterlassen. Nirgendwo sonst findet man hierzulande einen Kirchenbau, der so gut wie alle europäischen Stilepochen miteinander vereint.

 

 

Barocke Stuckdecke und Innenansichten Blickrichtung Hochaltar

Kreuzgang des Doms
Kreuzgang des Doms

 

Innenhof zwischen Dom und Liebfrauenkirche

Der "Adenauer"-Blick im Kreuzgang
Der "Adenauer"-Blick im Kreuzgang

 

Als neuer Ehrenbürger der Stadt Trier stand Konrad Adenauer 1966 an der Ostseite der Kreuzgangs und schwärmte von der Aussicht auf das historische Gebäudeensemble. Deshalb spricht man seitdem vom „Adenauer-Blick”. Und wir standen hier auch...

 

Zurück am Hauptmarkt stellen wir erneut fest, dass wir uns ja (immer noch) in einer Weingegend befinden und zollen dieser Tatsache natürlich Tribut, indem wir uns ein Gläschen Weißwein genehmigen, aus einer "Weinbude", die mitten auf dem Marktplatz steht und in der abwechselnd verschiedene Winzer ihre edlen Tröpfchen anbieten können. Zurzeit ist das Weingut "Reverchon" an der Reihe.

 

 

Aber jetzt kommt endlich die Porta Nigra zum Zug, das berühmte römische Stadttor, das am Ende der Fußgängerzone liegt und schon vom Hauptmarkt aus zu sehen ist. Das UNESCO-Welterbe ist natürlich ein MUSS für jeden Trierbesucher.

 

Die Webseite Trier-Info.de schreibt dazu:

Als die Römer 170 n.Chr. den Grundstein für die Porta Nigra legten, konnten sie kaum ihre Erfolgsgeschichte ahnen. Schließlich war das Stadttor damals nur eines  von vieren in Trier – und von vielen im gesamten Römischen Reich.  Heute, rund 1850 Jahre später, ist das „Schwarze Tor“ das besterhaltene römische Stadttor nördlich der Alpen und DIE Sehenswürdigkeit, wenn es um die römische Herrschaft in den Gebieten des heutigen Deutschland geht.

Da wiegt es auch nicht schwer, dass wir nicht hundertprozentig wissen, wie die Römer selbst die Porta genannt haben. Denn was wir wissen, ist: Seit mindestens 900 Jahren heißt sie Porta Nigra. Seit 1986 gehört sie zu unserem UNESCO-Welterbe. Und seit ewigen Zeiten ist man hier in Trier ihr größter Fan. Aber natürlich nehmen wir gerne weitere Groupies in unseren Club auf. Voraussetzung: Sie müssen unsere „Pochta“ , wie die Trierer sie nennen, live erlebt haben...

 

Porta Nigra von der Innenstadtseite aus gesehen
Porta Nigra von der Innenstadtseite aus gesehen
"Falsche" Seite ...
"Falsche" Seite ...
Porta Nigra "von außen", Nord-Süd-Blickrichtung
Porta Nigra "von außen", Nord-Süd-Blickrichtung

 

Für den Besuch des Museums Porta Nigra sind wir leider eine halbe Stunde zu spät dran. Es schließt im Oktober um fünf Uhr am Nachmittag mit spätestem Einlass eine halbe Stunde zuvor. Aber auch nur von außen ist dieses römische Relikt eindrucksvoll und auf jeden Fall einen Blick wert. Natürlich haben die Trierer ihre Porta regelrecht in Szene gesetzt, mit Palmen und Blumenkübeln drapiert, um sie als Fotomotiv noch mehr aufzuwerten.

 

 

Von der Porta Nigra führt uns unser Weg nun zum kurfürstlichen Palais, zu einem der schönsten Rokoko-Schlösser weltweit, das unmittelbar neben der Konstantinbasilika steht. Vom 17. Jahrhundert an bis 1794 war das Kurfürstliche Palais Residenz der Trierer Kurfürsten.

 

Kurfürstliches Palais
Kurfürstliches Palais

 

Jetzt, um kurz nach sechs Uhr am Abend herum ist hier nicht mehr viel los. Umso mehr erschließen sich uns schöne Ausblicke auf den Park und das Gebäude selbst.

 

Kurfürstliches Palais mit Konstantinbasilika
Kurfürstliches Palais mit Konstantinbasilika

 

Die rot schimmernde Konstantinbasilika, dieser wuchtige Bau im Hintergrund des kurfürstlichen Palais, wurde einst als Palastaula zu repräsentativen Zwecken gebaut, mit Thronsaal als kaiserliche Machtentfaltung. Die Basilika ist der größte Einzelraum, der aus der Antike erhalten blieb. In diesem gigantischen Raum antwortet die Orgel erst sieben Sekunden später mit einem Nachhall.

 

Die Basilika erlebte nach den Römern eine recht wechselvolle Geschichte. Unter anderem war sie Residenz des Erzbischofs und die Franzosen nutzten sie als Lazarett und Kaserne. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Palastaula in eine Erlöserkirche umgewandelt und zählt zur ältesten protestantischen Kirche in Trier. Seit 1986 ist sie Teil des UNESCO-Welterbes.

 

Parkansichten... Gartenkunst par excellence

 

Nur einen Steinwurf entfernt vom kurfürstlichen Palais liegen die Kaiserthermen, natürlich auch ein MUSS für Trierbesucher, auch wenn die Kaiserthermen in ihrer eigentlich geplanten Größe niemals fertiggestellt wurden.

Und auch hier schreibt Trier-Info.de recht unterhaltsam:

Wer hier einst in den Becken des Heißwasserbades lag, der wusste zu leben. Um bloße Körperreinigung ging es beim Badevergnügen der Kaiserzeit schon längst nicht mehr. Es ging um otium, um die Muße. Und die hatte man in den Thermen reichlich.

Stundenlang konnte man in den 40 Grad-heißen Becken des Caldariums liegen, belohnt mit einer Aussicht auf die Erhebungen des Petrisbergs. Man ließ sich von Sklaven einölen und massieren oder im Kaltwasserbad, auf Marmorsesseln thronend, mit kaltem Wasser begießen. Man vergnügte sich beim Ballspiel, traf Freunde und Geschäftspartner, ruhte, lachte und schwitzte. Und natürlich ließ man alle Unannehmlichkeiten außen vor, deren Anblick die ungestörte Erholung getrübt hätte. Und so mussten sich die Bediensteten der Thermen ihre unterirdischen Gänge, durch die sie geräuschlos von A nach B hetzten, um ihre Arbeit zu verrichten, mit dem verschmutzten Wasser der Becken und Toilettenanlagen teilen.

Diese Gänge sind noch heute zu besichtigen, ebenso wie die Überreste der Entwässerungsanlage oder Häuser der Reichen, die für den Bau der Kaiserthermen abgerissen werden mussten. Sogar ein Zirkelabdruck eines römischen Baumeisters hat sich erhalten. Oberirdisch kann man den typischen Badegang nachvollziehen, den, das müssen wir leider zugeben, kein römischer Kaiservertrauter jemals angetreten hat. Denn das groß angelegte Bauprojekt wurde in seiner ursprünglichen Größe leider nicht fertig gestellt.

 

Wenn man das so liest, hat man gleich die ganze Betriebsamkeit einer "Wellness-Oase" vor dem geistigen Auge und nicht nur die Ruinen, die hier aktuell vor einem aufragen. Auch hier ist es für einen Besuch der Anlage leider zu spät, so dass wir uns mit der Außenansicht zufriedengeben müssen.

 

 

Blick von Norden, Infotafel, Innenansicht vom westlichen Rand

 

Nach ziemlich genau elf Kilometern Fußmarsch kreuz und quer durch die Innenstadt von Trier qualmen uns jetzt am Abend die Füße, als wir gegen sieben Uhr am Abend wieder am Womo ankommen.

Von der Konrad-Adenauer-Brücke aus, die uns nun während des Rückwegs über die Mosel bringt, haben wir einen interessanten Blick auf unseren Wohnmobil-Stellplatz. So stadtnah und dennoch so im Grünen (und am Wasser) gelegen. Gute Ausgangslage!