Di., 10. Oktober 2023, 3. Reisetag / 0 Tageskilometer mit Womo / Stellplatz "Weingut Müller-Kern"
Kaum zu glauben, dass wir in diesem Jahr, fast Mitte Oktober, im T-Shirt draußen vor dem Womo im schönsten Sonnenschein frühstücken können! Für diese knappe Woche Urlaub haben sich die bisherigen fast sommerlichen Temperaturen in Neustadt an der Weinstraße tatsächlich bestätigt und wir bereuen nicht eine Minute, dass wir nicht an die Küste gefahren sind.
So sitzen wir fast den gesamten Vormittag bei über 20° Celsius am Womo und genießen die Ruhe, die Sonne und den schönen Blick zum Hambacher Schloss und in den Pfälzer Wald von unserem Stellplatz aus. Selbstredend, dass dabei mal wieder das Frühstück in die Länge gezogen wird...
Wenn die Sonne schon lacht, wenn man das Plissee morgens nach dem Aufwachen nach oben schiebt, mit einem Ausblick auf die Weinberge begrüßt wird, der Wein vom Vorabend noch nicht weggeräumt ist und wir das Frühstück draußen genießen, dann ist Urlaub...
Rauf aufs Rad und ab nach Speyer!
Gemäß unseres Vorsatzes, von unserem "Stammplatz" am Weingut aus die Umgebung zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden, nehmen wir uns für heute vor, ins etwa 25 km entfernt liegende Speyer zu fahren, sicherlich die bekannteste Stadt hier in der Nähe mit dem Dom als Weltkulturerbe.
Als eine der ältesten Städte Deutschlands ist die ca. 50 000 Einwohner zählende Stadt ganz sicher einen Besuch wert, zumal bei diesem Wetter. Da ist eine Radtour mehr als angebracht.
So brechen wir um Viertel nach zwölf Uhr auf und radeln immer streng nach Osten, durch flache Weinfelder und idyllische Weinörtchen hindurch nach Speyer.
Zunächst fahren wir fast ausschließlich über Feldwege durch die Weinfelder. Irgendwann jedoch ändert sich das Bild und weite Felder breiten sich aus. Vor allem fallen uns Spargelfelder auf, dessen typisch "fluderige" oberirdische Teile des Asparagus' buchstäblich "ins Kraut schießen". Spargel unter der Erde dürfte da ja schon lange nicht mehr sein. Und trotzdem bleiben die Pflanzen alle stehen. Warum nur? 🤔
Aussichten auf dem Weg nach Speyer. Was auch immer auf dem ersten Bild angebaut wird, die Vorarbeiten dazu sind schon mal sehr akkurat..., Pause mit "Gottes Segen" und gegenüber ein verwildertes Spargelfeld, wie wir sie auf unserer Tour nach Speyer häufiger gesehen haben.
Nach einigen Fotostopps und einer kleinen Getränkepause parken wir unsere Räder ziemlich genau anderthalb Stunden später und 25 km weiter, um Viertel vor zwei, direkt im Zentrum von Speyer am Altpörtel, dem fotogenen 55 m hohen Turm, der im Mittelalter das westliche Haupttor der Stadt darstellte.
Der Maximilianstraße folgend bis zum Dom
Ohne uns groß orientieren oder auf die Karte schauen zu müssen, ist klar, dass wir im Zentrum von Speyer angekommen sind und folgen der Maximilianstraße fast "automatisch". Diese schöne Kopfsteinpflasterstraße ist jetzt, Mitte Oktober, auf ihrer ganzen Länge immer noch gesäumt von Oleander und Palmen. Zwar in Kübeln, um sie in der kälteren Jahreszeit an geschütztere Orte bringen zu können, aber trotzdem wähnt man sich angesichts dieser mediterranen Bepflanzung fast eher irgendwo am Mittelmeer als in Deutschland. Ist schon ein tolles Flair hier!
Auf dem Marktplatz mitten im Herzen der Altstadt von Speyer machen wir erstmal eine kleine Pause und gönnen uns ein Eis im Eiscafé Caesar mit Blick auf die "Alte Münze" zur einen Seite und einer Figur eines Jakobspilgers ein wenig weiter auf der anderen Seite.
Und irgendwo dazwischen die erfreuliche Nachricht, dass es heute wieder "frische Pfälzer Unterhosen" gibt! 😂
Kurz vor dem östlichen Ende der Maximilianstraße liegt linkerhand das Stadthaus von Speyer. Die beiden Flaggen, die an der Fassade zu sehen sind, hängen dort aus leider traurigen Anlässen: Die ukrainische Flagge in Gedenken an den schon seit über anderthalb Jahren wütenden Krieg Russlands gegen die Ukraine und die israelische Fahne als Zeichen der Solidarität Deutschlands mit Israel, das vor drei Tagen von der radikalislamistischen palästinensischen Hamas ebenfalls mit Krieg und Bomben überzogen wurde. Wohin dieser erneute Konflikt im Nahen Osten dieses Mal führen wird, steht zu diesem Zeitpunkt noch in den Sternen. Fest steht allemal, dass Krieg, egal wo, immer zu verurteilen ist.
Der Dom zu Speyer
Wir schütteln die Gedanken an die Kriege dieser Welt für den Moment ab und steuern nun auf eines unserer Hauptziele des heutigen Tages zu: dem Speyerer Dom oder genauer: der Kaiser- und Mariendom zu Speyer oder noch genauer und offiziell: Domkirche St. Maria und St. Stephan. Seit 1981 steht der Dom auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes, außerdem ist er ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.
Schon vermutlich 1025 (!) wurde mit dem Bau des Kaiserdoms durch den späteren Kaiser Konrad II. begonnen und natürlich dauerte es Jahrzehnte, bis die Kirche in ihrer ersten Phase fertiggestellt war. In den folgenden Jahren wurde immer wieder vergrößert, abgeändert, erweitert mit dem Ziel, im damals winzigen Speyer mit um die 500 Einwohnern die größte Kirche des Abendlandes zu errichten.
Sie sieht auch wirklich eindrucksvoll aus, die romanische Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert, vor allem von außen und in ihrer Länge.
Doch innen ist der Dom, finden wir zumindest, recht kühl und schmucklos gehalten, romanisch eben, was mit den typischen Rundbögen, massiven Pfeilern und Säulen an die antike römische Architektur erinnert. Dicke Mauern und kleinen Maueröffnungen tragen ebenfalls dazu bei, dass die Kirche im Inneren irgendwie schon düster wirkt. Verspielte, elegante, feingliedrige Architektur Fehlanzeige, einfache, klare, geometrische Figuren und Grundrisse überwiegen. Kann ja auch interessant sein.
Bischofsstuhl und Hauptorgel im Kaiserdom zu Speyer, an den beiden Enden des Hauptschiffes
Wieder am sonnigen Tageslicht umrunden wir das eindrucksvolle Gebäude einmal.
Spaziergang zum Rhein
Wir setzen unseren Sightseeing-Trip durch Speyer fort und schlendern durch den großzügig angelegten Domgarten die Rheinallee hinunter zum Rhein und treffen als Erstes auf den Flaggenmasten am Helmut Kohl-Ufer...
Am Helmut Kohl-Ufer (ja, sind wir denn in Oggersheim? 🤔) werden auch "Erlebnis- und Altrheinrundfahrten" angeboten. Im Moment ist hier allerdings nicht allzu viel Erlebnis zu sehen...
Das gegenüberliegende Ufer ist übrigens Baden-Württemberg.
Yachthafen von Speyer
Wir folgen dem Weg am Ufer entlang bis zu einer Spitze mit der Skulptur "Die Welle", um von dort am Sealife Speyer vorbei Richtung Yachthafen zu gehen. Das war uns vorher gar nicht bewusst, dass es in Speyer am Rhein auch einen Yachthafen gibt. Allerdings haben wir schon schönere gesehen, auch wenn das Traumwetter sich alle Mühe gibt, den Hafen in einem Seitenarm des Rheins mit seinen immer gleich aussehenden modern anmutenden Gebäuden längs des Wassers attraktiv aussehen zu lassen.
Mittlerweile ist es Viertel nach vier und so langsam schlendern wir wieder Richtung Altstadt zurück. Am Ende unserer kleinen "Rundreise" durch Speyer werden wir nochmal knapp fünf Kilometer zu Fuß zurückgelegt haben, nicht viel, aber uns doch genügend, da wir ja heute insgesamt 50 Kilometer Rad fahren und Sightseeing ist ja irgendwie auch anstrengend, aber natürlich auch schön...
Auf dem Weg zurück in die Altstadt begegnen uns immer wieder schöne Ein- und Ausblicke der Stadt:
Am Gasthaus Zum Halbmond vorbei und wieder zurück zum Dom, dessen Westseite nun schon fast im Abendlicht erhaben leuchtet.
Am St. Georgsbrunnen vor dem Café Hindenburg biegen wir in die "B-Lage" ab, in die Korngasse, die parallel zur Maximilianstraße verläuft, um auch dort mal zu schauen, was es da so alles gibt. Vor allem gibt's Restaurants... Doch so sehr es auch naheliegt, dass wir in dieser berühmten Stadt zu Abend essen: jetzt ist es erst so circa Viertel vor fünf, fürs Abendessen eigentlich noch zu früh. Und wir müssen ja noch anderthalb Stunden bzw. 25 km zurück radeln. Und das wollen wir nicht unbedingt im Dunklen machen, gerade auch nicht auf den völlig unbeleuchteten Feldwegen. Wir haben zwar starke Lampen an den E-Bikes, aber so richtig schön ist eine Rückfahrt in der Dunkelheit nun auch wieder nicht.
Also legen wir die letzten paar Meter zu unseren Rädern zurück und radeln nun wieder heimwärts Richtung Neustadt, genauer: Diedesfeld. Wenn wir Glück haben, können wir irgendwo in unserem kleinen Weinörtchen noch essen gehen. Wir fahren fast genau den gleichen Weg wieder zurück, nur um Speyer herum führt uns die Route ein klein wenig anders als auf dem Hinweg.
Kleine Fotostopp-Pause auf einem Feldweg "im Nirgendwo". Im Hintergrund der Pfälzer Wald. Da müssen wir hin.
Um Viertel nach sechs sind wir wieder am Womo, wir haben fast auf die Minute genau die gleiche Zeitspanne wie auf dem Hinweg gebraucht. Wir sind ja wie ein Uhrwerk... 😅
Und immer noch ist es so warm, dass ein T-Shirt selbst während der Fahrt ausreichte... verrückt...
Am Stellplatz erwartet uns ein grandioses "Himmels-Wolken-Schauspiel", das wir erstmal genießen:
Durch Zufall entdeckt der Göttergatte gleich um die Ecke unseres Stellplatzes eine niedliche, kleine, urige Straußwirtschaft, in der noch einige wenige Gäste sitzen und die eigentlich um sieben Uhr am Abend schließt. Doch als der nette Winzer uns sieht, wie wir da so interessiert und bedauernd angesichts der Schließzeit auf dem Schild (und wahrscheinlich auch hungrig aussehend) vor seinem Hof stehen, winkt er uns herein und bietet uns noch warmes Essen an. Sehr nett! Und natürlich irgendwie auch geschäftstüchtig... 😉
Straußwirtschaften dürfen ja höchstens vier Monate im Jahr in maximal zwei Zeitabschnitten geöffnet haben. Wenn die Winzer diese Dauer überschreiten, brauchen sie eine Gaststättenerlaubnis mit viel weiterreichenden (Hygiene-)Vorschriften. Aber diese Stunde, die wir nun länger in seiner Wirtschaft bleiben, wird den Winzer sicher nicht um seine Schankerlaubnis bringen.
Wir bestellen - natürlich - ein gutes Glas Weißwein, ebenso selbstredend aus dem gutseigenen Weinkeller und dazu, ganz Straußwirtschaft-like, Leberknödel mit Rieslingkraut und Wurstsalat mit Brot. Lecker!
Essen in der Straußwirtschaft des Weinguts Helbighof in Diedesfeld
Gegen acht Uhr wollen wir die Gastfreundschaft des Winzers nicht über Gebühr strapazieren und spazieren nun schon in völliger Dunkelheit durch den Ort und über eine etwas weitere Runde durch die Weinfelder zurück zum Stellplatz, da es immer noch schön warm ist. Sogar Sterne lassen sich sehen in der Dunkelheit der Weinfelder. Ein schöner Ausklang eines "bewegten" Tages!
Weingut hier und Gasthof "Jägerstübchen" da in Diedesfeld, Sternegucken und "Skyline" von Neustadt an der Weinstraße aus den Weinfeldern am Rande des Pfälzer Walds heraus.