In die Weingegend Sloweniens: Jeruzalem und Umgebung

Mo., 11. Juli 2022, 10. Reisetag / 77 Tageskilometer / vom Stellplatz am Drava Center, Limbuš, Nähe Maribor nach Ormož, Stellplatz am Weingut Püklavec, Nähe Jeruzalem, Koordinaten: 46.4531342,16.2233734, (20 € incl. Strom, Frischwasser am Platz und Toiletten im Weingut)  

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Kleiner Stellplatz am Weingut Puklavec
Kleiner Stellplatz am Weingut Puklavec

Eine sehr ruhige Nacht am Drava Center in Limbuš in der Nähe von Maribor liegt hinter uns. Heute Morgen ist es gar nicht so sommerlich warm, nur 18° Celsius um neun Uhr, sonnig-bewölkt, und es soll heute auch nur so um die 23-24° Celsius warm werden. Und das im Hochsommer... Aber eigentlich ist es uns recht. Wenn es nicht ganz so warm ist, ist man unternehmungslustiger. Und man vermisst das Meer nicht so.

Um elf Uhr verlassen wir den kleinen lauschigen Stellplatz im Grünen und kurven im Anschluss kreuz und quer durch die Vorstädte der zweitgrößten Stadt Sloweniens. Ist gar nicht mal soooo schön und teilweise ziemlich verfallen. Aber na ja, auch das muss man mal gesehen haben.

 

In die Weinberge um Jeruzalem

 

Unser heutiges Zwischenziel soll die Weingegend um Jeruzalem sein, noch ein wenig östlicher gelegen. Das kleine, aber feine Weinanbaugebiet wird im Reiseführer als sehr attraktiv beschrieben. Also auf dahin!

Während wir über Landstraßen so durch die Gegend cruisen, hören wir zu jeder vollen Stunde abwechselnd englische und - man höre und staune - deutsche Nachrichten im slowenischen Radio. Ungewöhnlich, aber ganz nett. Da hören wir auch immer etwas von z.T. mehrstündigen Wartezeiten an den Grenzübergängen nach Kroatien. Hhhmm, ins südliche Nachbarland an der Adria wollen wir ja auch noch in den nächsten Tagen. Mal schauen, wie sich das so entwickelt. Nächstes Jahr ab Januar fallen die aufwändigeren Grenzkontrollen wahrscheinlich weg, wenn Kroatien auch dem Schengen-Abkommen beitritt und dort ebenfalls der Euro eingeführt wird. 

 

Kurz nach 12 Uhr legen wir einen kleinen Zwischenstopp bei einem zufällig entdeckten, direkt an der Straße liegenden Lidl in der Walachei ein (zumindest kommt es uns so vor...), genauer: in Ljutomer, einer Kleinstadt unweit der kroatischen Grenze mit ungefähr dreieinhalbtausend Einwohnern, also überschaubar. Bei Lidl frischen wir unsere Vorräte ein wenig auf und nach einer Dreiviertelstunde geht's weiter.

 

Wiederum eine Dreiviertelstunde später, gegen halb zwei Uhr am Nachmittag, erreichen wir Ormož, mitten in der Weingegend Sloweniens. Wie idyllisch und ruhig ist es hier!

Fast erinnert die Gegend an die italienische Toskana, nur stehen anstatt der meterhoch aufragenden typischen Säulenzypressen der Toskana hier schlanke Pappeln, die aber aus der Ferne eben wie Zypressen wirken.  

 

 

 

Erster Stopp mitten in den Weinbergen bei Ormož

 

Das Weinanbaugebiet um Jeruzalem herum erinnert ein wenig an die Toskana
Das Weinanbaugebiet um Jeruzalem herum erinnert ein wenig an die Toskana

 

Ankunft in Jeruzalem

 

Nur ein bisschen weiter gefahren kommen wir im Anschluss in Jeruzalem mit seinen gerade mal um die 50 Einwohnern an und kehren - eher ungeplant - dort im Informationszentrum zur Weinverkostung ein.

"Ein Ort paradiesischer Schönheit und der besten Weißweine auf der Welt", so wird die FAZ vom 21. August 2022 in ihrem Artikel über Jeruzalem schreiben. Ist aber auch wirklich schön hier! Und noch gar nicht so überlaufen. Slowenien wird als "Transitland" Richtung Kroatien tatsächlich immer noch verkannt. Aber uns soll's recht sein. 

Und weiter in der FAZ: "Es gibt kleine Wälder, aber vor allem Weinterrassen, die wie grüne Wellen um die Hügel schwingen. In den Tälern Felder und Wiesen. Auf der Spitze des höchsten Hügels treffen drei Straßen zusammen. Dort stehen drei Gebäude: eine Kirche, ein großes historisches Gasthaus und ein Informationszentrum mit einer Vinothek. „Der Ort hat die Form eines Dreiecks“, erzählt Andrej Vršič, „deshalb nennen wir den Platz auch Heilige Dreifaltigkeit: Herzlich willkommen im Zentrum von Jeruzalem.'"

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen... Und in just dieser Vinothek probieren wir die leckeren Weine der Region.

 

Unser Womo in Jeruzalem
Unser Womo in Jeruzalem

 

Drei verschiedene Weine werden uns hier von einem Deutschen, der vor Jahren nach Slowenien "ausgewandert" ist, angeboten. Für mich, die ich heute nicht fahre, gibt es etwas mehr von den edlen Tropfen als für den Göttergatten, der ja unser Womo noch weiter steuern muss. Immerhin soll die Weingegend ja nur ein Zwischenstopp auf dem Weg weiter in den Osten Sloweniens sein.

Sechs Flaschen für insgesamt stolze 75 Euro landen schließlich bei uns in der Heckgarage, darunter auch der für diese Weingegend berühmte Šipon, der dem Vernehmen nach seinen Namen aus den Zeiten von Napoleons Feldzügen hat: "C'est bon!" sollen die Soldaten gerufen haben.

 

Wir statten auch der kleinen Wallfahrtskirche, die direkt neben dem Weingut liegt, einen Besuch ab. Hier finden wir die Erklärung, warum es hier ein "Jeruzalem" gibt: Hierhin sollen deutsche Kreuzritter im 13. Jahrhundert nach einer Reise ins Heilige Land zurückgekehrt sein und weil es hier so schön ist und sie so dankbar waren, blieben sie einfach hier, bauten die Kirche und den kleinen Ort. Eine Kopie des Heiligenbildes der "Traurigen Mutter Gottes", das die Ritter aus Dankbarkeit, überlebt zu haben, aus Jerusalem mitgebracht hatten, hängt noch heute in der Kapelle. 

 

Weinverkostung in der Vinothek im Informationszentrum

Kurze Fahrt weiter zum Weingut Puklavec

 

Der nette Betreiber der Vinothek in Jeruzalem schwärmt so überzeugend von der schönen Gegend hier und einem überaus hübsch gelegenen kleinen Womo-Stellplatz am Weingut Puklavec nur ein paar Kilometer weiter, dass wir beschließen, dort doch mal vorbeizufahren und zu schauen, ob noch ein Plätzchen frei ist. Immerhin ist es noch recht früh am Tag und wir sind ja bekanntermaßen völlig ungebunden, frei und ohne irgendwelche "Terminzwänge".

 

Und tatsächlich: Nur ein weiteres Wohnmobil steht gegen drei Uhr am Nachmittag auf dem kleinen Hügel neben dem Weingut. Und welch eine grandiose Aussicht hat man von hier!! Kilometerweit erstrecken sich die sanften Hänge mit den Weinreben in die Landschaft. Hier möchten wir bleiben! In "vorderster Front" auf dem Platz, mit unverstellbarer Aussicht in die Weinberge, noch ist die Gelegenheit da. Wir fragen beim netten Winzer nach, ob wir uns hier bleiben können und er heißt uns herzlich willkommen. Klasse!

Gegen Spätnachmittag und am frühen Abend werden es insgesamt vier Kastenwagen sein, die hier übernachten wollen. Doch die stehen "nur" in zweiter Reihe.

 

Wir bleiben den ganzen restlichen Tag auf dem Weingut, schauen uns um, noch ist nicht so viel los, aber man sieht schnell, dass der Winzer auch auf größere Touristengruppen eingerichtet ist. Kleine Ferienwohnungen beziehungsweise Appartements bietet er auch an. Aber das brauchen wir ja nicht...

 

Kleiner Stellplatz direkt auf dem Weingut Püklavec mit grandioser Aussicht über die Weingegend
Kleiner Stellplatz direkt auf dem Weingut Püklavec mit grandioser Aussicht über die Weingegend
Was eine Aussicht!
Was eine Aussicht!

 

Drei-Gänge-Menü am Abend auf dem Weingut Puklavec

 

Für den Abend melden wir uns zum Drei-Gänge-Menü für sehr preiswerte 15 Euro pro Person an. Das ist hier fast obligatorisch und nehmen wir sehr gerne und dankbar an. Wir haben zwar Vorräte genug dabei, aber so ein slowenisches Menü samt "Hauswein" Šipon lässt man sich ja ungern entgehen, zumal vor so einer Kulisse im Freien!
Für alle Gäste gibt es nur dieses eine Menü neben einem vegetarischen Gericht. So haben der Winzer und seine Frau, die das Essen selbst zubereiten, auch keine große Arbeit und können sich voll und ganz auf die Zubereitung dieses einen Menüs konzentrieren. Uns soll's recht sein!

Wir genießen eine deftige Nudelsuppe, danach Huhn mit Kartoffeln und Gemüse und zum Nachtisch Obstkuchen mit den frischen Aprikosen von hofeigenen Bäumen, unter denen wir gerade noch gesessen haben. Rustikales, "gut bürgerliches" Essen, aber sehr schmackhaft und lecker.

 

Jetzt am Abend füllt sich das Weingut mit mehreren Gästen, doch insgesamt bleibt die Zahl überschaubar, und das im Hochsommer! Für uns stellt sich diese noch nicht so überfüllte "Geheimecke" Europas als genau die richtige Mischung aus Erholung und Kennenlernen neuer, wunderbarer Landschaften und Städte heraus. Da wir ja nie irgendwo reservieren und uns von Landschaft und Stimmung treiben lassen, ist es recht entspannend, wenn man abends nicht auf voll belegte Stellplätze trifft.

 

 

Noch eine ganze Weile bleiben wir nach dem Essen dort sitzen, trinken Wein und schauen zu, wie die Sonne allmählich hinter den Weinhügeln verschwindet. So schön hier! Wirklich gut, dass wir auf die Empfehlung des Vinothek-Betreibers in Jeruzalem gehört und uns hier für die Nacht ein Plätzchen ergattert haben.

So einen Stellplatz werden wir so schnell wohl nicht wieder finden!