Traumhafte Landschaft in Glen Coe und ein böser Knall am Nachmittag

Mi., 31. Juli 2019, 7. Reisetag / 135 Tageskilometer / von Inveraray, Argyll Caravan Park über Kilchurn Castle nach Glen Nevis Caravan & Camping Park, Fort William, (22 £ ohne Strom), Koordinaten: N 56°48'20", W 5°04'24"

Glen Coe
Glen Coe

Auch heute Morgen scheint wieder die Sonne, es ist 20° Celsius warm. Wie schön!

Nach dem Frühstück beim Spülen stellen wir fest, dass der Wasserhahn in der Küche nur dann Wasser liefert, wenn zuvor Wasser aus dem Badezimmerhahn geflossen ist. Na toll! An der Pumpe kann's nicht liegen, denn die pumpt ja noch, aber eben nur zum Bad. Da muss ein Kontakt, ein Draht oder ähnliches direkt am Wasserhahn der Küche kaputt sein... Blöde Sache, denn da ist alles dicht. Da kommen wir so erstmal nicht dran mit dem, was uns hier zur Verfügung steht. Müssen wir mal schauen, wie das weitergeht.

 

Nach V+E fahren wir um kurz nach elf Uhr weiter Richtung Glen Coe, eine der schönsten Landschaften Schottlands. Auf dieser Strecke werden wir viele Zwischenstopps für Besichtigung und Fotoshootings machen. Das erste Zwischenziel erreichen wir gegen zwölf Uhr herum: Kilchurn Castle direkt am nördlichen Ende des Loch Awe gelegen.

Kilchurn Castle am Loch Awe

 

Halb verfallen liegt die Burgruine des Campbell Clan (der Clan kommt uns vom Schloss Inveraray noch bekannt vor...) aus dem 15. Jahrhundert malerisch direkt am Wasser des Loch Awe.

Bevor wir nach einem circa einen Kilometer langen Fußmarsch unmittelbar an der Burg sind, halten wir zuvor an einem geeigneten Aussichtspunkt an der A819 an, um schon von dort aus einen tollen Blick auf die Burg und den See zu haben.

 

Kilchurn Castle am Loch Awe
Kilchurn Castle am Loch Awe

Für schottische Verhältnisse hatte diese Burg eine recht ruhige Geschichte. Nur einmal wurde sie im 17. Jahrhundert kurz belagert. Dass die Burg heute dennoch als Ruine hier steht, ist einem Blitzschlag und nachfolgendem Brand von 1760 zu verdanken, wodurch die Burg schwer beschädigt und danach aufgegeben wurde. Und zu guter Letzt fiel infolge eines schweren Sturms im Dezember 1879 auch noch der bis dato verbliebene Turm des Gemäuers zusammen.

 



 

Bis Viertel vor zwei Uhr bleiben wir hier, eine tolle Atmosphäre! Es ist auch noch sonnig und warm, was allerdings bei unserer Weiterfahrt allmählich nachlässt. Na ja, "warm" ist es zwar immer noch, aber die Sonne verkriecht sich mehr und mehr.

 

Glen Coe - DIE Highlands schlechthin

 

Wir erreichen nun bald eine der schönsten Landschaften Schottlands, die Highlands um Glen Coe und sind ganz "hin und weg" von der magischen Landschaft.

Einfach wunderbar ist es hier, auch wenn es jetzt zwischendurch den ein oder anderen Schauer gibt und ziemlich viel Verkehr herrscht auf den Straßen A85 und A82, denen wir jetzt durch die Highlands folgen. Wie so viele andere Touristen dies auch machen. So mancher schöner Aussichtsparkplatz ist so voll, dass wir mit unserem Womo weiterziehen (müssen).

Aber selbst im Regen sieht das Tal mit seinen hohen, grünen Bergen drumherum noch toll aus, geradezu "geheimnisvoll". Hat auch was!

Einige Zwischenstopps und kurze Wanderungen bestimmen den Nachmittag, bis wir gegen Viertel vor vier Uhr am Glen Coe Visitor Centre ankommen.

 

Aussicht auf den Loch Tulla
Aussicht auf den Loch Tulla

Glen Coe Valley mit Blick auf einen der "Three Sisters"
Glen Coe Valley mit Blick auf einen der "Three Sisters"

Am Loch Achtriochtan mit Brücke über den River Coe
Am Loch Achtriochtan mit Brücke über den River Coe

 

Auch am Glen Coe Visitor Centre machen wir zunächst eine kurze Wanderung, da aber der Himmel zusehends dunkler wird, kehren wir bald um.

 

 

Lieber nehmen wir uns nun das Innere des Besucherzentrums vor. Auch sehr interessant hier! Natürlich mit obligatem Souvenirshop und Restaurant, aber ebenso mit vielen Informationen und Ausstellungen über die Gegend und die Menschen, die hier leben und arbeiten.

 

 

Ein großer Knall im Regen auf dem Weg nach Fort William

 

Richtung Fort William
Richtung Fort William

Jetzt regnet es draußen in Strömen, 17° Celsius, und das bleibt auch so, als wir gegen fünf Uhr die Ausstellung wieder verlassen. Auf der Straße sammelt sich schon wieder das Wasser an den Seiten und Fontänen schießen hoch auf beim Durchqueren. Noch dazu ist es hier auf der Touristenroute durchs Tal und nun direkt am Loch Leven entlang Richtung Fort William voll wie auf 'ner Autobahn, wie vorhin schon angedeutet. Regen von oben, Aquaplaning auf der engen Uferstraße, viel Verkehr und schlechte Sicht: nur zwölf Minuten nach Abfahrt vom Glen Coe Visitor Centre, kurz vor Fort William, kommt der große Knall, im wahrsten Sinne des Wortes:

Ein entgegenkommendes Wohnmobil fährt im strömenden Regen zu weit mittig und nimmt in voller Fahrt (so circa 50-60 km/h, mehr ist bei diesem Wetter und der Enge der Straße nicht drin) unseren rechten Außenspiegel mit. In Sekundenbruchteilen zerlegt es den Spiegel in Einzelteile, Teile der Abdeckung fliegen ganz ab, der untere, kleinere Spiegel ist komplett weg und der große Spiegel baumelt, nur noch gehalten von den Kabeln von Blinker, Fernsteuerung und Spiegelheizung, seitlich an der Beifahrertür herunter. Der Spiegel des Unfallgegners ist natürlich auch hinüber, er hing ja in gleicher Höhe. Beide Wohnmobile fahren weiter, es bleibt uns an dieser Stelle der Straße auch gar nichts anderes übrig.

Ungefähr 100 m weiter kommt eine Parkbucht, glücklicherweise, denn sehr lange hätten die Spiegelreste sicherlich nicht mehr an den Kabeln gehalten.

 

Im strömenden Regen müssen wir nun versuchen, so schnell wie möglich den Spiegel wieder irgendwie an der Halterung zu befestigen, die ist Gott sei Dank noch da, wenn auch nicht ganz vollständig.

Uns gelingt es, trotz dicht an uns vorbeirauschender Autos und LKW mit ihrer Gischt, die sie verbreiten, mit Klebeband (das gute Panzertape!) und Plastiktüte die Spiegelreste wieder halbwegs zu montieren und vor dem starken Regen einigermaßen zu schützen. Kabel und Wasser, das hat sich noch nie gut vertragen...

Ich, die ich als Beifahrerin den Unfall und Krach nur wenige Zentimeter neben mir miterlebte, ist mit den Nerven ziemlich am Ende, Herr Fernschreiber bleibt glücklicherweise Herr der Lage.

 

Was nun? Was tun? Wir sitzen ziemlich durchnässt wieder im Womo und wissen nicht, ob und wie lange der Spiegel so noch halten wird. Die nächste Fiat-Reparaturwerkstatt ist in Glasgow, also gefühlt ewig weit weg. Und ob die einen rechten Ducato-Spiegel mit langem Arm für Wohnmobile vorrätig haben, sei dahingestellt, ist eher unwahrscheinlich.

Fort William, die nächstgrößere Stadt, ist nur noch wenige Minuten Fahrzeit entfernt, aber auch hier gibt es auf die Schnelle keine adäquate Werkstatt, wie wir mit Hilfe von Google herausfinden. Wir können nur hoffen, dass die notdürftige Konstruktion noch ein wenig hält. Zum Glück ist der Hauptspiegel noch intakt, sonst wären wir hier mit Linksverkehr und links gesteuertem Fahrzeug aufgeschmissen gewesen. Ohne rechten Außenspiegel geht in Großbritannien gar nichts!

 

Zögerlich fahren wir weiter, stehen in Fort William weiterhin im strömenden Regen erstmal im Stau. So "leer" es bisher in Schottland auf den Camping- und Stellplätzen oder bei freiem Stehen auch bisher war, so sehr knubbelt sich jetzt alles hier in den Touristen-Hotspots der Highlands, hat man den Eindruck.

 

Reparaturversuche am Fuße des höchsten Berges Großbritanniens

 

Dies zeigt sich auch, als wir die wenigen Kilometer weiter fahren nach Glen Nevis, unserem ursprünglichen Tagesziel für heute, in einem Seitental von Fort William gelegen. Dort ist der sehr bekannte und beliebte Campingplatz Glen Nevis Caravan & Camping Park, den wir nun ansteuern, allerdings ohne zuvor reserviert zu haben (das machen wir eigentlich ungern, da ist man so gebunden).

Parkplätze tragen hier in der Umgebung fast überall den Zusatz No Overnight Camping und irgendwo ein Plätzchen an einem See oder ähnliches zu suchen, danach steht uns jetzt nicht der Sinn. Also muss der Campingplatz herhalten, den wir um ziemlich genau sechs Uhr am Abend erreichen. Wir müssen auf einen unparzellierten Teil des Platzes fahren, ohne Stromanschluss, alles andere des wirklich großen, gepflegten Platzes ist ausgebucht. Echt voll hier! Wir zahlen zunächst für eine Nacht 22 £. Mal sehen, was der Tag morgen bringt.


Nach einem schnellen Abendessen entfernen wir am Außenspiegel die improvisierte "Reparaturtüte" mit dem Klebeband. Es hat mittlerweile aufgehört zu regnen und wir trocknen alles sehr sorgfältig im Inneren des "Spiegelwracks" ab, bevor wir die Überreste neu verkleben. Komischerweise funktioniert der Blinker noch. Die Birne darin hat "überlebt", so dass wir den noch benutzen können. Wenigstens etwas! Hoffen wir mal, dass unsere "Konstruktion" den Urlaub über hält.

 

Beim Reparieren machen wir heute auch zum ersten Mal vermehrt Bekanntschaft mit den Midges, den winzigen beißenden (!), nicht stechenden Mücken, deren prognostiziertes gehäuftes Auftreten wir online schon seit ein paar Tagen verfolgen (wir befinden uns hier nämlich in einer "Hochburg" der Mücken...). Aber das ist uns erstmal egal.

Da wir nur weißes (oder silbernes) Panzertape dabei haben (schwarze Teile gibt es ja wenige an einem Womo, außer... die Außenspiegel...), sieht unser rechter Spiegel nun aus, als sei er eingegipst... Aber besser der Spiegel "eingegipst" als wir, auch wenn die ganze Sache überaus ärgerlich ist. Zumal wir keine Schuld haben. Und es ist nach diesem Vorfall nicht abwegig, dass mein Adrenalinspiegel bei engen Straßen nun blöderweise nach oben schnellen wird. Und hier gibt's fast nur enge Straßen. Mal schauen...

 

 

Nach der Reparatur kehrt langsam Ruhe ein...

 


Auch 'ne Lösung... gesehen am Eilean Castle
Auch 'ne Lösung... gesehen am Eilean Castle

[Nachtrag: Vier Tage später sehen wir auf einem Parkplatz am Eilean Donan Castle ebenfalls ein Wohnmobil gleicher Bauart wie unseres stehen, das nach einem Crash noch weniger vom rechten Außenspiegel übrig hat... Hier musste noch mehr improvisiert werden, nämlich mit einem netten goldumrandeten Wandspiegel (Not macht eben erfinderisch...).]

 

Den restlichen Abend über geschieht nicht mehr viel, nach einem Tag, der so schön begonnen und uns eine atemberaubende Landschaft gezeigt hat und mit zwei "Baustellen" endet (Küchenwasserhahn und Außenspiegel). Beides versuchen wir aber wohl erst wieder in Deutschland "in Ruhe" instandsetzen zu lassen, sofern es den Urlaub nicht gar zu sehr einschränkt. Wir werden sehen...