Frühe Ankunft in Abbey Wood bei London

So., 25. März 2018, 2. Reisetag / 118 Tageskilometer (+ ca. 70 km [38 Seemeilen] Fährüberfahrt) von Dünkirchen (DFDS-Fährhafen) bis Campingplatz "Abbey Wood" bei London, Koordinaten: 51.487071, 0.119338

Ankunft in Abbey Wood kurz vor neun Uhr morgens
Ankunft in Abbey Wood kurz vor neun Uhr morgens

Eine recht kurze Nacht, bedingt durch Sommerzeitumstellung und frühem Fährtermin, liegt hinter uns. Etwas unruhig war sie auch, da die mit uns wartenden LKW immer mal wieder ihre Motoren zum Kühlen, Wärmen, Standheizung oder sonstwas laufen ließen.
Um viertel vor fünf Uhr nach Sommerzeit (also eigentlich erst viertel vor vier Uhr) klingeln bei uns gleich vier Wecker, damit wir die Auffahrt auf die Fähre ja nicht verpassen. Herr Fernschreiber steht zuerst auf, wäscht sich, danach Frau Fernschreiberin, die eine Tochter kann auch noch Katzenwäsche erledigen, danach wird's hektisch: Um zwanzig Minuten nach fünf Uhr beginnt der Autokorso schon, sich in Bewegung zu setzen. Da befindet sich die andere Tochter noch oben im Hubbett... Jetzt aber nichts wie raus! In aller Eile: Tochter runter vom Hubbett, Bettzeug auf das andere Bett geworfen, Hubbett hoch, Töchter in die Kleidung geworfen, irgendwie.

Halb sechs Uhr morgens - ab auf die Fähre!
Halb sechs Uhr morgens - ab auf die Fähre!

Die Sitze schnell nach vorne gedreht, die völlig beschlagene Frontscheibe mit dem immer bereitliegenden Lederlappen trocken gewischt (Gottseidank hat es nicht gefroren heute Nacht) und schon geht's im Schritttempo dem Bauch der Fähre entgegen (Gelegenheit für die Töchter, sich fertig zu waschen und anzuziehen...). Vor lauter Eile vergessen wir den Tritt draußen, den ein Hafenmitarbeiter uns netterweise noch hinterherträgt.
Um halb sechs Uhr sind wir - noch im Womo sitzend - an Bord, müssen im LKW-Deck unten noch zehn Minuten warten, bis wir an der endgültigen Position stehen und um viertel vor sechs Uhr entern wir vier Stühle in einem der Bordcafés. Die gemütlicheren Bänke sind alle mit noch halb schlafenden Menschen belegt, ausgerüstet mit Decken und viele in irgendwelchen "Joggingbuxen". Da hätten wir uns gar nicht so eilig "in Schale werfen müssen"...

Draußen ist es noch stockdunkel und circa 5° Celsius, kein Grund also, sich aufs Freideck zu bewegen.

 

Ab über den Ärmelkanal!

 

Um Punkt sechs Uhr Ortszeit - was wir auch schon letztes Jahr in Sachen Pünktlichkeit erleben durften - legen wir Richtung Dover ab. Wir stellen nun unsere Uhren wieder um eine Stunde zurück, so dass sich eigentlich für uns die bisherige MEZ-Winterzeit für den Aufenthalt in England nicht verändert, lediglich die paar (für den Schlaf entscheidenden) Stunden am Hafen in Dünkirchen machten das veränderte Zeitfenster aus.

Großer, heißer Kakao!
Großer, heißer Kakao!

Nachdem wir durch große Kaffees und Kakaos einigermaßen wach geworden sind, kauft Herr Fernschreiber im bordeigenen Shop für 8 £ solche "Anti-Blend-Abdeckungen" für das Abblendlicht linksgesteuerter, "kontinentaler" Fahrzeuge, deren Lichter fahrzeugbedingt ein wenig nach rechts leuchten und damit wegen des Linksverkehrs die entgegenkommenden Fahrzeuge blenden würden.

Doch als wir schließlich nach exakt zwei Stunden Überfahrt um sieben Uhr Ortszeit in Dover anlegen, ist es schon so hell, dass wir mit unserem normalen Tagfahrlicht fahren werden und daher die nur einmalig verwendbaren Abdeckungen zunächst mal überflüssig sind. Vielleicht fahren wir mit unserem Womo ja nochmal irgendwann in der Dunkelheit in England umher, dann können wir sie ja immer noch verwenden.

Eurolites-Abdeckungen
Eurolites-Abdeckungen

Bevor wir endgültig anlegen, begibt sich Frau Fernschreiberin im beginnenden, diesigen und bewölkten Tageslicht doch noch kurz aufs Außendeck, zwecks Fotos der White Cliffs of Dover. Doch sie sind in der trüben Morgendämmerung kaum zu sehen; kein Vergleich zum letzten Jahr, als sich uns die weißen Klippen im strahlenden Nachmittagssonnenschein eindrucksvoll präsentierten. Sei's drum, wir begeben uns allmählich hinunter ins Womo und um genau zwanzig nach sieben Uhr sind wir von der Fähre herunter und erneut auf englischem Boden.

Weiße Klippen in der grauen Morgendämmerung...
Weiße Klippen in der grauen Morgendämmerung...
Wieder festen Boden unter den Füßen!
Wieder festen Boden unter den Füßen!

Ruhige Fahrt auf der M2 Richtung London
Ruhige Fahrt auf der M2 Richtung London

Fahrt von Dover nach London

 

Leider zeigt das Thermometer immer noch nur 5° Celsius an... Vielleicht wird's ja noch etwas wärmer im Laufe des Tages.

Dieses Mal klappt's auch mit der richtigen Ausfahrt aus dem großen Kreisverkehr im Hafengelände in Richtung Canterbury und London auf der A2. Da hatten wir ja letztes Jahr noch die richtige Ausfahrt nach Folkestone verpasst...
Um kurz vor halb acht Uhr tanken wir unser Womo noch mal für 1,19 £ / Liter (1,36 €, circa 20 Cent teurer als in Deutschland) voll; wäre bei gerade mal halbleerem Tank noch nicht unbedingt nötig gewesen, doch was man hat, das hat man...
Wir kommen ausgeprochen gut vorwärts auf den frühen sonntagsleeren Straßen. Auch den Linksverkehr hat Herr Fernschreiber, der bisher die gesamte Zeit gestern und heute gefahren ist, schnell wieder "im Blut".

Was uns allerdings auf der rund 120 Kilometer langen Strecke Dover-London ein wenig negativ auffällt, ist der viele Müll rechts und links neben der A2 und anschließend auf der M2. Gut, die Strecke ist (außer heute Morgen) wohl auch extrem viel befahren - und hat wahrscheinlich deswegen auch so viele, tiefe Schlaglöcher... - aber den Müll einfach aus dem Fenster zu entsorgen oder nach einer Pause liegenzulassen, ist nun nicht die "feine, englische Art"...

Am Ziel!

 

Na ja, wir kommen jedenfalls nach einer ruhigen, eineinhalbstündigen Fahrt um kurz vor neun Uhr wieder wohlbehalten auf dem Campingplatz "Abbey Wood" im gleichnamigen Londoner Stadtteil an. Der Check-In verläuft wieder genauso zügig und freundlich wie schon letztes Jahr, auch eine Verlängerung unseres Aufenthaltes bis nächsten Sonntag ist ohne Probleme möglich. Wir hatten ja per Online-Reservierung und laut Verfügbarkeit im Internet nur bis Donnerstag buchen können, doch vor Ort gibt es scheinbar viel mehr freie Plätze als im Internet angegeben. Da wird wohl immer eine "stille Reserve" vorgehalten?!

Einfahrt zum Campingplatz
Einfahrt zum Campingplatz
Am Ziel!
Am Ziel!

Grey Squirrel am Stellplatz
Grey Squirrel am Stellplatz

Es wird hier allerdings auch kräftig umgestaltet und daher sind einige Bereiche des Campingplatzes zurzeit nicht zu erreichen: für die Wohnmobile wird eine neue, großzügige Ver- und Entsorgungsanlage mit Bodeneinlass gebaut, es werden Mobilheime aufgestellt und die Grasplätze werden zu äußerst großzügigen Schotterplätzen umgestaltet. Dazwischen ist aber immer viel Grün und der schöne, alte Baumbestand verleiht dem Campingplatz diesen auffällig parkähnlichen Charakter, wo sich die zahlreichen großen, grauen Eichhörnchen, die uns schon letztes Jahr aufgefallen sind, scheinbar sehr wohl fühlen. Leider blühen die Bäume noch nicht, das war das letzte Mal schon sehr schön. Doch wir sind dieses Jahr nach einem kalten Winter auch rund zwei Wochen früher hier, das merkt man der Vegetation und den Temperaturen schon an...

Unser Stellplatz, im Hintergrund Waschhaus
Unser Stellplatz, im Hintergrund Waschhaus

Wir suchen uns einen schönen Stellplatz in der Nähe des Waschhauses und um kurz vor zehn Uhr gönnen wir uns erstmal ein umfangreiches Frühstück mit Brötchen, Eiern und Speck, Orangensaft, Kaffee und Tee und einigen anderen Leckereien. Schließlich sind wir schon seit viertel vor fünf Uhr auf den Beinen (nach altem Rhythmus eigentlich viertel vor vier Uhr) und haben außer den Getränken auf der Fähre noch nichts im Magen. Die recht kurze Fahrt nach London verschliefen die Töchter größtenteils, doch jetzt meldet sich der Hunger allmählich. 
Und wie das so ist: früh aufgestanden, Bäuchlein voll und was kommt jetzt? Die allgemeine Müdigkeit... so lassen wir es gaaanz gemütlich angehen, halten teilweise ungewöhnlicherweise ein Mittagsschläfchen und vertrödeln den Tag bis zum Nachmittag.

Spaziergang durch Abbey Wood

 

Doch ein wenig Frischluft muss heute noch sein! So machen wir um fünf Uhr einen Spaziergang zum neu gestalteten Bahnhof, der im Vergleich zum letzten Jahr schon im neuen Glanz erstrahlt, aber immer noch nicht fertig ist. Es werden auch noch Gleise für die Undergroundbahn, die Tube, angelegt; bisher war Abbey Wood nur der Bahnhof der southeastern-Linie, einer Art S-Bahn. Kein Wunder, dass sich diese umfangreichen Baumaßnahmen so lange hinziehen!

Unsere vier Oyster-Cards
Unsere vier Oyster-Cards

Wir wollen hier unsere vier Oyster-Cards aufladen, die uns schon letztes Jahr zuverlässig von A nach B gebracht hatten. Mit den Oyster-Cards fahren wir noch am günstigsten - im wahrsten Sinne des Wortes - und wir sind sehr flexibel. Es gäbe ja auch noch Travelcards, doch da muss man schon wieder im Vorfeld überlegen, welche Variante (ob 1 Tag oder 7 Tage, Zone 1-4 oder Zone 1-6 usw.) für das individuelle Reiseverhalten das Optimale ist. Das ist uns zu viel Planerei, wir wollen möglichst frei sein und das bieten die Oyster-Cards. Aus demselben Grund - der Flexibilität - entschieden wir uns gegen den stark beworbenen London-Pass. In verschiedenen Variationen erhältlich bietet er zwar Ermäßigungen auf viele Londoner Attraktionen, was sich aber bei einem hohen Grundpreis für uns vier nur lohnt, wenn man auch möglichst viele dieser Sehenswürdigkeiten aufsucht. Wir selbst würden dabei immer das Gefühl haben, dauernd "unter Strom" zu stehen und - damit sich der Pass auch ja rentiert - permanent unterwegs sein zu müssen. Da möchten wir es auch mal gemütlicher und "weniger touristisch" angehen lassen...

2,60 £ sind auf jeder Oyster-Card vom letzten Jahr noch enthalten, mit zunächst 30 £ pro Karte laden wir sie per Kreditkarte am Automaten ohne Probleme wieder auf. Diesen Betrag (und wahrscheinlich noch mehr) werden wir sicher brauchen, da wir ja rund eine halbe Stunde Bahnfahrt von der Innenstadt Londons entfernt sind.

 

Cache-Karte von c:geo
Cache-Karte von c:geo
Cache gefunden!
Cache gefunden!

Anschließend suchen und finden wir noch einen recht neuen Cache gegenüber des Bahnhofs, unseren ersten diesjährigen englischen Cache.
Wir schlendern über kleine Umwege noch ein wenig durch Abbey Wood, was irgendwie seinen ganz eigenen Charme hat: oft recht verfallene, typisch englische kleine Häuser mit häufig vermüllten Vorgärten vor den Erkern und den riesigen Schornsteinen mit vier bis sechs Abzugsrohren darin, was aber andererseits auch recht knuffig ausschaut. Eine reiche Wohngegend ist Abbey Wood sicherlich nicht, und doch kosten diese kleinen Häuschen mit vielleicht 70-80 qm zwischen 320.000 und 500.000 £, wie uns ein Blick in ein Maklerschaufenster verrät. Wahnsinn! Tja, die Nähe der englischen Hauptstadt ist halt mitzubezahlen, auch wenn es hier sehr beschaulich, fast dörflich zugeht.

 


Abendliches Grillen und Federballspiel
Abendliches Grillen und Federballspiel

Gegen sechs Uhr sind wir wieder am Womo, und während die Fernschreiber-Töchter den kleinen weißen Federball fliegen lassen, beschließen wir Eltern, bei den mittlerweile 13° Celsius den Grill "anzuschmeißen".

Wenn wir die nächsten Tage wieder in London sind, haben wir abends eh keine Lust mehr zu irgendwelchen abendlichen Grillaktionen. Zusammen mit den Bratkartoffeln lassen wir uns die Würstchen gerne schmecken.

Die Töchter spülen und danach sind abendliches DVD-Schauen (Satellitenanlage besitzen wir gar nicht, da Fernsehschauen im Urlaub für uns nebensächlich ist) und Notizenschreiberei für das Reisetagebuch angesagt, so dass der erste diesjährige Abend in England einen gemütlichen Ausgang nimmt.