Verona - Stadt von Romeo und Julia und der Opernfestspiele

Do., 3. August 2017, 12. Reisetag / 29 Tageskilometer mit Womo / vom Stellplatz “Parcheggio Centro” in Garda bis “Agricamping Corte Finiletto” in Verona, Koordinaten: 45.4458196, 10.9182505)

Einfahrt zum Campingplatz kurz vor Verona
Einfahrt zum Campingplatz kurz vor Verona

Die Nacht in Garda war verhältnismäßig ruhig für einen Innenstadt-Stellplatz, doch heute Morgen zwischen fünf und sechs Uhr setzt das typisch mediterrane Geknatter der unzähligen Motorroller einerseits und parkplatzsuchender Autos andererseits der Nachtruhe ein recht jähes Ende. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn die Ver- und Entsorgung wird hier nur von sieben bis neun Uhr morgens angeboten, ist dafür aber komplett im Preis inbegriffen. Das heißt für uns Eltern aufstehen, die Töchter gegen halb neun Uhr einigermaßen schlaftrunken vom Hubbett ins Elternbett bugsieren und Hubbett hoch - selbst die wenigen Meter bis zur Ver- und Entsorgungsanlage wollen wir nicht mit heruntergelassenem Bett und Nachwuchs darin riskieren.

Glücklicherweise sind die anderen zwei, drei Wohnmobile, die die Nacht auch hier verbracht haben, nicht an Ver- und Entsorgung interessiert, so dass wir ungehindert hantieren können. Nach unserer Aktion schließt ein Mann mittels Kette auch schon wieder dieses Areal und wir fahren auf unseren Stellplatz zurück.

Wir frühstücken anschließend im Womo, weil uns das draußen zwischen den Autos ein wenig befremdlich vorkommt. Von der Temperatur her ist es sowieso egal, es herrschen drinnen wie draußen um viertel vor zehn Uhr schon 32° Celsius.

Da das Schwitzen bei diesen anhaltend hohen Temperaturen nun schon der Normalfall wird, müssen wir uns wegen des Fahrer- und Beifahrersitzes etwas einfallen lassen. Die hinteren Sitze  sind eh schon dauerhaft zum Schutz der Polster mit Handtüchern “bezogen”, doch vorne eben noch nicht. Bisher hatten wir mit unserem Womo noch nicht so heiße Ziele angesteuert, als dass dies unbedingt notwendig gewesen sei, zumal wir ja auch eine Fahrerhaus-Klimaanlage haben. Doch die ist in einem stehenden Wohnmobil eben nicht an… So “opfert” Frau Fernschreiberin ein noch sauberes, riesiges Strandlaken und näht nach dem Frühstück mit Nadel und Zwirn schnell noch einen Überwurf für den Fahrersitz. Jetzt haben wir aber kein so großes Strandlaken mehr für den Beifahrersitz, doch schon gestern sah Frau Fernschreiberin beim Gang in die Stadt einen der typischen Läden mit Strand-Accessoires gleich um die Ecke vom Stellplatz. Hier wird heute Morgen flugs noch ein Strandlaken erworben und erst mal behelfsmäßig mit Wäscheklammern um den Sitz drapiert. Sieht nicht so super aus, erfüllt aber seinen Zweck. Das Nähen erfolgt irgendwann später, denn wir wollen jetzt erst mal los, Verona steht heute auf dem Programm.

Schon gestern Abend suchte Herr Fernschreiber mit der ADAC-App einen Stellplatz heraus, der circa sieben Kilometer vom Zentrum Veronas in Bassone - einem kleinen Vorort - entfernt liegt und eine super Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr hat, in diesem Fall ein Linienbus. Diesen Stellplatz (oder Mini-Campingplatz, denn er hat auch ein kleines Waschhaus mit allem Drum und Dran sowie Strom) für fünfzehn Mobile wollen wir auf gut Glück ansteuern und hoffen, dort noch ein Plätzchen zu ergattern, wenn wir nicht allzu spät ankommen.

Wir verlassen also den Stellplatz in Garda um halb elf Uhr, tanken noch recht preisgünstig etwas außerhalb von Garda für 1,29 € und quälen uns durch viel Verkehr am See entlang die kurze Strecke bis Lazise, um dort Richtung Osten nach Verona abzubiegen. Ab hier wird es auch viel leerer auf der Schnellstraße; Autobahn fahren wir die verhältnismäßig kurze Strecke nicht.

Genau eine Stunde später - um halb zwölf Uhr - kommen wir am Stellplatz an. Ein Schild kündigt zwar “closed” an und noch einmal an einem Gartenhaus - als Rezeption umfunktioniert: “full”, doch wir fragen trotzdem einfach mal nach und siehe da: ein Platz für eine heutige Nacht kann die nette ältere Dame an der Rezeption doch noch anbieten. Glück gehabt! Für 33,50 € inklusive Strom, 4 Minuten-Duschen, freie Ver- und Entsorgung und freies Wlan ist es schon fast “Campingplatz-Feeling”, allerdings auch, was den Preis angeht. Wir bekommen als ADAC-Mitglied jedoch 3,50 € Ermäßigung, so dass wir "nur" 30 € zahlen. Doch die gute und unkomplizierte Verkehrsanbindung nach Verona macht den Preis wieder wett. Außerdem bekommen wir noch einen Stadtplan von Verona ausgehändigt, dazu die Buszeiten für Hin- und Rückfahrt, die Buslinie, die günstigste Haltestelle in Verona zum Aussteigen und noch viele weitere Tipps für einen Ausflug nach Verona. Perfekt vorbereitet, die Dame an der Rezeption. So nutzen wir die erstbeste Gelegenheit, um 12.19 Uhr mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Die Bushaltestelle der Linie 33 befindet sich auch direkt am Stellplatz, klasse!

 

 

Nach genau 18 Minuten wilder Fahrt mit einem italienischen Busfahrer sind wir um 12.37 Uhr an der Haltestelle Castelvecchio, für 8 € für uns alle vier, eine Fahrt. Später entdecken wir, dass wir die Fahrkarten auch an der Rezeption vergünstigt hätten kaufen können… na ja, so haben wir das im Bus gemacht. Das hat die nette Dame vom Campingplatz uns wohl vergessen mitzuteilen. Die Fahrkarten sind ab Zeitpunkt des Lösens per Automat im Bus neunzig Minuten gültig und gelten einheitlich im gesamten Stadtgebiet von Verona.

Für eine Besichtigungstour ist es eigentlich viel zu heiß, es herrschen jetzt 36° Celsius und ein strahlend blauer Himmel wölbt sich über die berühmte Stadt. Aber da es hier wohl in absehbarer Zeit nicht viel kühler wird, ist es eigentlich egal, an welchen Tagen unseres Sommerurlaubs wir die Stadtbesichtigungen unternehmen.

So schauen wir uns - wenn schon die Haltestelle direkt vor Ort ist - zunächst das imposante Kastell der Scaliger an ("Castelvecchio"), einer dynastischen, städtischen Familie aus Verona, deren verschiedene Generationen im 13./14. Jahrhundert auch die Burgen am Gardasee errichten ließen.

 

 

Von der Burg aus überqueren wir die Brücke Scaligero über die Etsch, um dann wiederum über die Brücke Vittoria in die Altstadt zu gehen, die seit 2000 zum Weltkulturerbe gehört.

 

 

Hier erreichen wir nach ein wenig Hin- und Hergelaufe den Piazza Erbe, einen eindrucksvollen großen Platz mit geschäftigem Markttreiben zwischen imposanten, aber auch leicht verfallenen, morbiden Palastfassaden. Er ist der alte Marktplatz von Verona.

 

 

Unweit davon zieht es die Massen schließlich zum berühmten Balkon von Julia Capulet. Was ein Hype!! Unzählige Besucher und Touristen wollen auf den Balkon, der durch Shakespeares Tragödie Romeo und Julia weltberühmt wurde… ob das wirklich dieser Balkon war? Immerhin ist das Schauspiel Fiktion... Aber zugegeben zählen hier nicht Fakten, sondern Romantik...

Nichtsdestotrotz gruppieren sich die Souvenirläden in der Nähe mit allerhand Kitsch über die berühmte tragische Liebesgeschichte und die Touristen tragen ihren Teil dazu bei, indem sie tausende von Heftpflastern (warum auch immer) mit ihren Namen im Durchgang zum Hinterhofbalkon hinterlassen, ebenso am Gitter zum Durchgang in den Hinterhof, an dem sich ein städtischer Mitarbeiter bemüht, mit Reinigungsmitteln die Kritzeleien wieder zu entfernen... Warum kann ein berühmter Ort mal nicht für sich selbst wirken? Warum muss immer alles so über die Maßen kommerzialisiert werden, dass es schon bald abstoßend wirkt? Warum müssen im Sekundentakt die Touristenmassen der Statue von Julia an die Brust fassen, so dass es kaum möglich ist, ein Foto “nur” von der Statue zu machen? Es ist immer der schnöde Mammon, der zählt…

 

 

Wir ziehen bald wieder von dannen und folgen den Pfaden bis zur Arena, dem römischen Amphitheater Veronas, das inmitten eines grandiosen Platzes, der Piazza Brà, thront. Wir erleben mit, wie an der Rückseite der Arena die Kulissen für die verschiedenen Opern, die in diesen Tagen aufgeführt werden, per Kran über die Wände des Amphitheaters gehoben und im Inneren aufgestellt werden. Heute Abend läuft Aida in der historischen Version, morgen Abend Nabucco und Samstagabend Tosca. Das sind Namen! Die Karten dafür sind natürlich schon lange ausgebucht…

 

 

In der Hitze lassen wir es allerdings weniger pompös angehen und setzen uns gegenüber der Arena auf der Piazza unter die ausladenden Markisen eines Lokals - mit einem super Blick auf das kolossale Oval aus der Antike -, um Eis zu essen und eiskalte Getränke zu genießen, denn unsere mitgeführten Wasserflaschen sind schon so gut wie leer.

 

Arena di Verona - historischer Ort großer Schauspiele und Opernaufführungen
Arena di Verona - historischer Ort großer Schauspiele und Opernaufführungen
Via Mazzini - marmorgepflasterte Fußgängerzone Veronas
Via Mazzini - marmorgepflasterte Fußgängerzone Veronas

Eine ganze Weile bleiben wir dort sitzen, doch dann wird es selbst unter den Markisen zu warm. Auf einen Besuch im Inneren der Arena verzichten wir heute - ein Grund mehr, um Verona nochmals besuchen zu kommen, aber wenn es kühler ist...

Wir schlendern noch durch die marmorgepflasterte Via Mazzini, die größte und belebteste Fußgängerzone Veronas, die Piazza Brà mit Piazza Erbe direkt verbindet und kühlen uns in verschiedenen klimatisierten Geschäften ab. Verrückt, man geht nicht in Läden, um sich aufzuwärmen (und natürlich einzukaufen…), sondern um sich abzukühlen… Auch eine Herausforderung für den Körper, aber die Sommergrippe hat keinen von uns erwischt...

Um halb fünf Uhr fahren wir an der gleichen Bushaltestelle - bei Castelvecchio - wieder mit dem Linienbus zurück, müssen dort noch zwölf Minuten bei nunmehr 37° Celsius im Schatten warten, aber das nehmen wir in Kauf, uns ist einfach zu warm für weitere Besichtigungen.

Bis zur Endstation in Bassone sollen wir mitfahren, dort die Fahrerpause im Bus abwarten, was circa acht bis zehn Minuten dauert, und dann auf der “neuen” Tour an der gleichen Haltestelle am Campingplatz wie zuvor aussteigen, so erklärte es uns die Dame an der Rezeption. Gesagt, getan. Während wir da so im Bus sitzen und auf die Weiterfahrt warten, zeigt eine Anzeige einer Apotheke 38° Celsius an…

Um viertel nach fünf Uhr sind wir wieder an der Haltestelle am Platz. Obwohl das Womo schön im Schatten unter Bäumen steht und alle Dachluken offenstanden, sind es wieder über 40° Celsius darin. Wir reißen die Fenster auf und hoffen, dass es bis zur Schlafenszeit am späten Abend etwas kühler sein wird. 

Torbogen bei Castelvecchio an der Bushaltestelle
Torbogen bei Castelvecchio an der Bushaltestelle
38° Celsius und es wird noch heißer...
38° Celsius und es wird noch heißer...

Hach, da wünscht man sich doch ab und zu eine Wohnraum-Klimaanlage fürs Womo...

Wir ziehen sofort unsere Badesachen an und stellen uns in Ermangelung eines Pools unter die kalte Außendusche am Waschhaus. Welche Wohltat! So nass im Schatten am Womo lässt es sich dann recht gut aushalten. Am Abend grillen wir nochmal kurz, da wir noch Grillgut haben, das “wegmuss” -  auch eigentlich zu warm dafür… Aber was sein muss…

Erst um Mitternacht herum gehen wir, wie hier fast üblich, ins Bett, wenn es etwas kühler geworden ist. Da der Platz sehr nah an der Einfallstraße nach Verona liegt, haben wir sicherlich wieder eine etwas lautere Nacht vor uns, zusätzlich von Grillengezirpe begleitet. Echt “mediterran”!