Im Nationalpark Dartmoor - urige Landschaft, so weit das Auge reicht

Mi., 19. April 2017, 13. Reisetag / 150 Tageskilometer / von Lizard Point, Skewes Farm nach Princetown (Stellplatz am "Plume of Feathers Inn", Koordinaten: 50.543286, -3.990100) mitten im Dartmoor

 

Einsame Straße im Dartmoor Richtung Princetown, flankiert von Wildpferden
Einsame Straße im Dartmoor Richtung Princetown, flankiert von Dartmoorponys

Eigentlich haben wir viel zu wenig von Cornwall gesehen, als dass wir dieses wunderschöne Fleckchen Erde schon wieder verlassen dürften. Doch auf unserem "Reisevorbereitungs"-Wunschzettel stand - neben London und Cornwall natürlich - auch noch Dartmoor. Hach, wir haben einfach zu viel Programm für zu wenig Tage. Zugegeben: "Downton Abbey", also Highclere Castle, und eineinhalb Tage "Shakespeare"-Stadt Statford-upon-Avon waren eigentlich nicht geplant... aber auch sehr sehenwert... Wir müssen also unbedingt nochmal nach England kommen, so scheint's!


Wir verlassen also die Grafschaft Cornwall - der "große Zeh" am Fuße Englands, der so vorwitzig in den Atlantik hineintaucht. Cornwall ist zwar nicht die größte Grafschaft Südenglands, aber sie besitzt die längste Küstenlinie, so zerfurcht wie sie ist.

 

Um viertel nach elf Uhr morgens geht's weg von der Küste Richtung Landesinnere, in die Grafschaft Devon, wo sich der südlichst gelegene und dünnst besiedelste Nationalpark Englands befindet. Die nächste Etappe unserer Reise steht an: das kleine Örtchen Princetown mitten im Dartmoor.

Es ist sonnig bis bewölkt, 15° Celsius, also herrscht gutes "Ausflugswetter".

 

Platter Reifen - mitten im Dartmoor, aber zum Glück nicht bei uns...

 

Schon mitten im Dartmoor, kurz vor Princetown, halten wir auf einem recht einsamen Parkplatz seitlich der Straße, um die Landschaft zu bewundern, als uns ein Mann mit mutmaßlicher Teenager-Tochter auf Krücken entgegengehumpelt kommt und uns um Hilfe bittet: Sein Audi da auf dem Parkplatz mit - ausgerechnet - Niederquerschnittsreifen hat einen Platten vorne links und der am Knie operierte Mann mit offensichtlichen Schmerzen ist nicht in der Lage, sich zu bücken, geschweige denn einen Reifen zu wechseln. Autofahren ist nur möglich dank eines Automatikgetriebes, wie wir beim Blick ins Wageninnere feststellen.

Herr Fernschreiber macht sich ans Lösen der Radmuttern, doch eine davon hat einen anderen Querschnitt, sitzt ziemlich fest und lässt sich mit dem vorhandenen dürftigen Equipment nicht abschrauben. Also versucht Herr Fernschreiber, mit unserem kleinen Kompressor vom Reifenpannenset des Womos den Reifen halbwegs aufzupumpen, doch auch das klappt leider wegen unpassender Ventile nicht (wer braucht schon solche "aufgemotzte" Reifen?). 

Nach circa zwanzig Minuten müssen wir uns geschlagen geben und der Mann, trotzdem dankbar für unsere Hilfe, fährt nun im Schneckentempo mit plattem Reifen zurück in die nächstgrößere Stadt, wahrscheinlich nach Yelverton. Da wird sicherlich auch die Felge nicht ungeschoren davonkommen... Das ist wirklich Pech! Einen Moment lang denken wir darüber nach, dass so etwas oder ähnliches natürlich auch uns jederzeit passieren kann, aber bald schieben wir den Gedanken wieder von uns. Da kann man ja gar nicht unbeschwert durch die Gegend fahren, wenn man solche Schreckensszenarien dauernd vor Augen hätte.

 

Ankunft in Princetown

 

Wenige Minuten später, um kurz vor zwei Uhr nachmittags, sind wir in Princetown und gleich darauf auch am ganz netten Stellplatz. Bis auf zwei, drei Zelte einer College-Gruppe auf der Wiese gegenüber sind wir praktisch alleine auf dem Platz des "Plume of Feathers Inn", wo wir uns auch anmelden müssen. 15 £ zahlen wir ohne Strom für die Nacht, aber mit Ver- und Entsorgung, Duschen und WC der Pension inklusive. Für so eine einsame Gegend ein recht hoher Preis, aber die Landschaft macht's eben!

 

 

Cachesuche und Besuch des Visitor Centre

 

Gegen halb drei Uhr machen wir uns auf die Cachesuche fast direkt an unserem Übernachtungsplatz und stellen beim Blick auf die Karte und in die Umgebung fest, dass von hier aus direkt ein Fußweg ins Moor führt. Doch zunächst wollen wie die Dose finden und danach erst noch ins gleich um die Ecke gelegene Visitor Centre.

Fast eine Viertelstunde suchen wir das verflixte kleine Behältnis, bis Frau Fernschreiberin schließlich ein "Found it" vermerken kann.

 

Cachebehälter ganz in der Nähe des Stellplatzes in Princetown
Cachebehälter ganz in der Nähe des Stellplatzes

 supertwinnies found Plymouth and Dartmoor Railway – 24B

Wednesday, 19 April 2017   South West England, United Kingdom    W 851.7 km from your home location

 

** Logtime 14:45 Uhr **

"Osterferien mit dem Womo in England!", so lautet in diesem Jahr die Parole.😎

Leider geht die Urlaubszeit langsam dem Ende entgegen.

 

Zum Abschluss sollte es noch einmal nach Dartmoor gehen, um die Landschaft 🏝 😉 auf uns wirken zu lassen. In Princetown fanden wir auch direkt einen Übernachtungsplatz ⛺, sogar mit Cache vor Ort.

 

Vielen Dank für den Cache sagen die supertwinnies.

Nach diesem kleinen Erfolgserlebnis werfen wir nun einen Blick ins Besucherzentrum nur wenige Meter weiter.

Eine interessante und lehrreiche Ausstellung macht auf die besonderen geologischen, vor allem aber auf unsere prähistorischen Vorfahren im Dartmoor aufmerksam und auch die Literatur bediente sich des besonderen Reizes einer so "verwunschenen" Landschaft. Der berühmteste Vertreter der schreibenden Zunft, der sich von der mysteriösen Gegend hat inspirieren lassen, war sicherlich Arthur Conan Doyle, der hier seinen "Hund von Baskerville" die Menschen hat jagen lassen... So sieht man in der Ausstellung auch einen eigenen Raum, als Schreibstube Doyles eingerichtet und mit den lebensgroßen Figuren von Sherlock und Watson ausgestattet. Dies war auch mit ein Grund, warum wir uns für das Örtchen Princetown entschieden haben.

 

 

Ab ins Moor!

 

Gut eine halbe Stunde bleiben wir im Besucherzentrum, bis wir schließlich gegen viertel nach drei Uhr ab ins Moor wandern, auf einem kleinen, geschotterten Fußweg direkt vom Stellplatz aus. 

Die Sonne scheint bei nur leicht bewölktem Himmel und das Moor mag bei solch einem Wetter so gar nicht den düsteren, unheimlichen Eindruck erwecken, der so häufig in der Krimi-Literatur von Doyle, Agatha Christie oder auch von Enid Blyton mit ihrem Jugendkrimi "Fünf Freunde im Nebel" hervorgerufen wurde.

Aber es ist ja auch Frühjahr und nicht Herbst oder Winter, wenn der tückische Nebel oft plötzlich übers Land fällt und man ohne Karte oder Kompass schnell jegliche Orientierung verliert.

 

Von Weitem zu sehen: das berüchtigste Gefängnis Großbritanniens

 

Nach ein paar hundert Metern, die leicht aufwärts führten, sehen wir "im Rückblick" Princetown im "Tal" liegen und mit ihm das düstere Gefängnis von 1806, das ursprünglich für napoleonische Gefangene errichtet worden war und in dem auch heute noch Häftlinge einsitzen. Es ist das berüchtigste Gefängnis Großbritanniens, die "härtesten Jungs" sind dort inhaftiert. Verbrecher, mit denen andere Vollzugsanstalten nicht mehr klarkommen, werden ins Dartmoor verlegt und nach dem Motto: "Aus den Augen, aus dem Sinn" verlassen sie oft erst im Sarg ihre letzte Bleibe. Denkt man sich die wenigen Ortschaften, die es in der auch heute noch am dünnsten besiedelten Gegend Englands gibt, weg, war ein Fluchtversuch Anfang des 19. Jahrhunderts nicht gerade erfolgreich. Und auch heute kommt die Infrastruktur "potenziell Ausbruchswilligen" sicherlich nicht entgegen...

 

 

Einzigartige Landschaft und "wilde" Dartmoorponys

 

Etwas später erreichen wir eine einsame Felsformation mitten in der ansonsten recht "felslosen" Umgebung. Natürlich müssen wir da hinaufklettern, um von dort oben einen sagenhaften Blick über die ungewöhnliche und menschenleere Landschaft werfen zu können. Wir sind vollkommen alleine hier, packen erst mal unser Picknick auf dem Felsen aus und futternd genießen wir den Blick in die weite Ferne. 

Die Fernschreiber-Töchter kraxeln natürlich noch ein wenig mehr herum, bis wir nach einer guten halben Stunde unseren Weg fortsetzen...

 


... bis plötzlich gegen halb fünf Uhr ein paar der berühmten Dartmoorponys vor uns auftauchen und eines auch buchstäblich unseren Weg kreuzt, übermütig vor uns her galoppierend.

Die Dartmoorponys gehören zur ältesten britischen Ponyrasse, sie sind robust, wildlebend, sehr genügsam und kommen gut mit dem Pflanzenangebot im Moor zurecht. Mittlerweile gehören sie zu den vom Aussterben bedrohten Haustierrassen und umso erfreuter sind wir, dass wir sie hier so frei und ungebunden sehen können.

Man hat beim Anblick der Tiere in dieser Kulisse gar nicht das Gefühl, in England zu sein, sondern eher im "Wilden Westen" - oder das, was man dafür hält...


 

Und noch ein Cache - einsam und allein im Moor, wie wir auch

 

Wir wandern immer weiter durchs Moor, bis wir um kurz vor fünf Uhr einen Wasserlauf erreichen, der sich durch die dicke Torfschicht schlängelt. Herr Fernschreiber hat auf seiner Geocaching-Karte mal wieder einen Cache hier in der Umgebung entdeckt und dieses Ziel steuern wir nun gerne an. 

Bei der Cachesuche hilft uns der Umstand, dass man sich im Dartmoor auch abseits der kleinen Wege aufhalten darf, obwohl es ein Naturschutzgebiet ist. Normalerweise regeln die Rights of Way Act in Naturschutzgebieten, dass man die Wege nicht verlassen soll, doch im Dartmoor gilt Freedom to roam, also die Erlaubnis, die Wege verlassen und die Landschaft erkunden zu dürfen. Ein wahres Wanderparadies also.

Mittlerweile zieht sich der Himmel ein wenig mehr zu, was der Landschaft ein wenig mehr "Dramatik" verleiht, aber immer noch herrscht tolles Wanderwetter.

Schließlich findet eine der Töchter den recht großen Cachebehälter, der sicherlich nicht allzu oft hier geloggt wird.

 


Und nun gibt es einen Logeintrag mehr, von den supertwinnies, wie unser Account schon seit Mitte 2011 bei geocaching.com heißt.

Found it!
Found it!

 supertwinnies found Older Bridge

 Wednesday, 19 April 2017  South West England, United Kingdom  W 851.6 km from your home location

 

** Logtime 16:55 Uhr **

 "Osterferien mit dem Womo in England!", so lautet in diesem Jahr die Parole. 😎

Leider geht die Urlaubszeit langsam dem Ende entgegen.

 

Zum Abschluss sollte es noch einmal nach Dartmoor gehen, um die Landschaft 🏝 😉 auf uns wirken zu lassen. In Princetown fanden wir auch direkt einen Übernachtungsplatz ⛺. Anschließend ging es auf Wanderschaft durch diese eigentümliche Gegend. Nach einer ordentlichen Wegstrecke 🏃  kamen wir auch an diesem Cache vorbei. Versteckmöglichkeit gibt es hier reichlich, aber der Cachernachwuchs hatte letztlich den richtigen Riecher.

 

Vielen Dank für den Cache sagen die supertwinnies.

 

 

"Wo ist der Weg?" - Auf der Karte vorhanden, in der Natur "weg"...

 

Briefkasten des ...
Briefkasten des ...
... Peat Cot Cottage mitten im Moor
... Peat Cot Cottage mitten im Moor

Mittlerweile ist es kurz nach fünf Uhr und wir treten so langsam den Rückweg an.

Unser Weg führt uns sogar an einem kleinen Cottage, der Peat Cot Farm, vorbei. Na, wer hier lebt, liebt wohl die Einsamkeit...

Etwas später kommt uns eine Frau langsam in einem Jeep entgegen und fragt uns nett, ob wir eventuell Hilfe benötigten. Wir verneinen, wir hätten eine Karte (auf dem Smartphone, das wir ihr zeigen), bedanken uns aber natürlich und setzen unseren Weg fort.


Es war die Farmerin, zumindest sehen wir später aus weiter Ferne das Auto vor dem Cottage stehen.

Eigentlich hätten wir hier schon ahnen können, dass sie uns wahrscheinlich nicht ohne Grund gefragt hat, denn "unseren Weg fortsetzen", ja, das wollen wir, doch irgendwie wird "der Weg" bald darauf immer kleiner, wird zum Trampelpfad der Schafe, wie's scheint, ist irgendwann ganz verschwunden und wir stehen auf Weiden, umgeben von Mauern und Gattern.

Immerhin gibt es ab und zu hölzerne Wegweiser, auf denen sinnigerweise das Wort "path", also Pfad, zu lesen ist. Mit dieser Information hätten wir zwar auch nicht gewusst, wohin wir laufen oder wie weit es bis zur nächsten Ortschaft - im besten Fall Princetown - ist, aber wir wissen, dass wir uns auf einem "unsichtbaren" Pfad befinden. Das ist doch schon mal was... Und wir haben ja unsere offline-Geocaching-Karte...

Nun erinnert sich Frau Fernschreiberin auch an Bemerkungen in irgendwelchen Reise-Infos, dass Pfade im Dartmoor irgendwann auch einfach mal aufhören können...

 

Schließlich ist nicht nur kein Pfad mehr erkennbar, jetzt wird es in einer Senke auch noch richtig schlammig. Ohne einzusinken kommen wir hier nicht weiter. Eine unserer Töchter läuft zudem auch nur in Chucks herum (was sie bisher auch nicht weiter gestört hat...), da sie gestern beim Wandern am Lizard Point gemerkt hat, dass ihre Trekkingschuhe wohl doch ein wenig zu klein geworden sind.

 

Etwas ungläubig lässt sich Frau Fernschreiberin mit einem Blick auf die Karte in den Händen von Herrn Fernschreiber, der bisher unser "Wanderführer" war, bestätigen, dass wir uns tatsächlich immer noch auf einem "Weg" befinden, was jedoch wirklich stimmt. Sogar ein Multi-Cache soll an diesem "Weg" liegen, also ein Cache mit mehreren Zwischenaufgaben, die es vor dem Final erst zu lösen gilt. Normalerweise sind wir für solche Cachearten - gerade im Urlaub - auch gerne zu haben, doch hier wollen wir angesichts der fortgeschrittenen Zeit, es ist mittlerweile halb sechs Uhr durch, aber jetzt "zügig" weiter...

 

Das GPS des Handys hat uns also ebenso zuverlässig wie unser Garmin Oregon 600, was wir normalerweise beim Cachen mit uns führen, den "Weg" gezeigt, zumindest auf der Karte. Aber wenn wir mit dem Womo an vielen verschiedenen Orten unterwegs sind, oft spontan und nicht bis ins Einzelne geplant, cachen wir häufig mit der Live-Karte von c:geo im Handy, einfach weil wir die Caches vorher nicht alle im Garmin eingespeichert haben.

 

Wir beratschlagen kurz und entscheiden uns, auf die links von uns verlaufende Steinmauer zu klettern und oben entlangbalancierend am Morast vorbeizukommen. Gesagt - getan, die eine Tochter ist flugs oben und macht sich auf den Weg, doch das Laufen da oben ist schon etwas tückisch, es ist uneben und nicht alle Brocken liegen fest aufeinander. Stellenweise geht's sicherheitshalber nur auf allen Vieren oder auf dem Hosenboden rutschend weiter... gut (?), dass uns hier niemand sieht...

Als diese "Prozedur" nach gefühlten 100 Metern vorbei ist und wir uns wieder auf den Boden trauen, sind die Töchter immer noch "obenauf", nämlich gefühlsmäßig: "Hier macht's viel mehr Spaß als auf so 'nem langweiligen graden Weg... Abenteuer!..." Na ja, wem 's gefällt...

 

 

Endlich wieder am Womo

 

Es ist nach sechs Uhr, als wir endlich wieder "Zivilisation" erreichen, also zunächst Schafe, die uns ein wenig verwundert anstarren, danach ein paar versprengte Cottages am Ortsrand von Princetown.

Es dämmert mittlerweile langsam und wir sind nach mehr als drei Stunden Wandern und Klettern in dieser ungewöhnlichen, seltsamen, faszinierenden und weiten Landschaft doch ein wenig froh, dass Womo unbeschadet wieder erreicht zu haben.

 

Sicherlich konnten wir zu Fuß nicht so vieles sehen, die Clapper-Bridges aus flachen Granitsteinen zum Beispiel, Steinkreise oder prähistorische Stätten unserer Vorfahren. Doch "nur" mit dem Womo durch Dartmoor zu fahren, um diese Stätten aufzusuchen, das hätte uns auch nicht genügt. Auch hier müssten wir eigentlich unbedingt noch mal wiederkommen...

 

"Plume of Feathers Inn" am Abend, lecker gegessen!
"Plume of Feathers Inn" am Abend, lecker gegessen!

Einkehr im abendlichen "Plume of Feathers Inn" am Stellplatz

 

Ein wenig später am Abend gehen wir im Inn am Stellplatz noch essen, das sieht so urig aus (und ist es auch innen), dass wir uns hier die englische Küche gerne nochmal "antun", im ältesten Gebäude von Princetown. Schließlich gehen wir gut gesättigt in eine ausgesprochen ruhige Nacht. Die Gedanken an den "Hund von Baskerville" und andere "Schauermärchen" aus der Gegend sind ganz weit weg...