Kaltbadehaus und mächtige Festung vis-à-vis

Sa., 30. Juli 2016, 8. Reisetag / ca. 80 Tageskilometer / von Halmstad (Provinz Halland), Campingplatz "Hagöns Camping" nach Varberg (Provinz Halland), Stellplatz am Hafen, Koordinaten: 57.1097058,12.2426312

 

Der Blick am nächsten Morgen aus dem Womo-Fenster ist etwas ernüchternd, was das Vorhaben angeht, am schönen Sandstrand baden gehen zu wollen.

Es ist ziemlich bewölkt und auch recht frisch, so dass wir beschließen, zwar zum Strand zu gehen, aber ohne Badesachen. Für kurze Hosen und T-Shirts langt's, aber in die Fluten möchte sich keiner von uns stürzen. Wir sind doch eher "Schönwetterbader", müssen wir ja zugeben...

Am Strand der Laholmsbucht...
Am Strand der Laholmsbucht...
... bei Halmstad
... bei Halmstad

Durch ein kleines Kiefernwäldchen, das ähnlich wie in Landskrona die Küste wohl vor allzu starken Windböen und Sturmfluten schützen soll, und einer sich angrenzenden Dünenlandschaft mit Dünengras, Heckenrosen, Strandflieder und einigen Pflanzen mehr gelangen wir abermals zum Strand, an dem angesichts des Wetters so gut wie nichts los ist und wir dort praktisch allein sind. Wir schmeißen die Flip-Flops von den Füßen und wandern eine Weile durch den Sand und an der Wasserkante entlang, bis wir gegen halb zwölf wieder am Womo sind.

Hier wiederholt sich das (fast) allmorgendliche Ritual: Kurz zusammenpacken, Ver- und Entsorgung auf dem Campingplatz und um viertel vor zwölf Aufbruch weiter gen Norden.

Wir entdecken noch in Halmstad am Wegesrand einen Lidl und nutzen die Gelegenheit, ein zweites Mal in Schweden einzukaufen und unsere Vorräte aufzufüllen. Punkt ein Uhr am frühen Nachmittag ist auch das erledigt und unser Ziel für heute heißt Varberg mit seiner Festung (Fästning) und seinem sehenswerten Kaltbadehaus, eines von den vielen "Kallbadhuset" in Südschweden (da sind die Schweden hartgesottener als wir "Schönwetterschwimmer"...).

 

Um viertel nach drei Uhr erreichen wir Varberg und kurven zunächst eine Weile in dem quirligen Städtchen auf der Suche nach einem geeigneten Parkplatz für unser Womo umher, bis wir schließlich in der Umgebung des Yachthafens landen und dort direkt am Hafen und gegenüber der millionenschweren Yachten, die uns dort entgegenprotzen, den letzten von elf freien, großzügigen Stellplätzen  für 360 Kronen die Nacht bekommen. "Na, dann bleiben wir doch gleich hier stehen und übernachten auch hier, direkt im Zentrum, besser geht's nicht!" Gesagt, getan und angemeldet beim Hafenmeister am anderen Ende des Hafenbeckens, wo auch die Toiletten und Duschen sind... das wäre ein bisschen weit, wenn's wirklich "pressieren" sollte, aber wir haben ja alles an Bord.

 

 

Um vier Uhr brechen wir bei wieder etwas besserem Wetter zur Hafen- und Stadtbesichtigung mit Kaltbadehaus und Festung auf.

Letztere beiden sind wirklich markante und beeindruckende Bauwerke, völlig unterschiedlich im Zweck und auch aus völlig verschiedenen Epochen, aber eben jedes Gebäude für sich stadtbildprägend und quasi unmittelbar nebeneinanderliegend: Das 1903 im orientalischen Stil mit Zwiebeltürmen an den Ecken erbaute Kaltbadehaus steht typischerweise wie alle Badehäuser dieser Art im Wasser auf Stelzen. Hier kann man nackt baden - getrennt in Männlein und Weiblein - und eine Sauna mit Meerblick genießen.

Die Festung dagegen befindet sich unmittelbar am Wasser auf einer Klippe, damit man den Feind gleich erspähen konnte. Sie wurde um 1300 im Auftrag des Grafen von Halland fertiggestellt, der sich schützen wollte, da er in Verdacht geraten war, seinen Cousin, Erik den V. von Dänemark, ermordet zu haben.

Meterdicke Festungsmauern
Meterdicke Festungsmauern
Kunst im Wassergraben
Kunst im Wassergraben

Heute beherbergt die Festung eine Jugendherberge und ein Museum, in das wir aber nicht hineingehen. Darin gibt es eine überaus gut erhaltene Moorleiche, von Holzpfählen durchbohrt, wie in einem unserer Reiseführer nachzulesen ist, und diesen recht martialischen Anblick will sich eine Frau Fernschreiberin junior gerne ersparen.

So laufen wir nur innerhalb der Festungsmauern umher, die als meterdicke Bollwerke und noch mit Wassergraben drumherum früher sicherlich gute Dienste in Sachen Feindabwehr geleistet haben.

 

 


Varberg-"City"
Varberg-"City"

Im Anschluss schlendern wir noch ins Zentrum von Varberg, doch leider haben an diesem Samstagnachmittag schon alle Geschäfte geschlossen, soooo touristisch ist Varberg dann wohl doch nicht, als dass die Läden hier länger geöffnet haben.

Macht nichts, ein schönes Städtchen ist es trotzdem und wir suchen dann eben noch ein paar Caches, sind dabei aber leider heute in der Innenstadt nicht besonders erfolgreich.

So schlagen wir wieder die Richtung zum Hafen ein und staunen nicht schlecht, als wir direkt hinter unserem Stellplatz die riesige Silhouette der Stena Line-Fähre nach Dänemark liegen sehen...

Riesige Fähre hinter kleinen "Husbilar"...
Riesige Fähre hinter kleinen "Husbilar"...

... die mitten in der Nacht auch wieder in diese Richtung aufbrechen wird, wie wir dann hören müssen... Ist aber auch mal ein Erlebnis.

Gegen Abend essen wir an einer Fischbude im Hafen noch fish & chips und suchen im Anschluss auch hier nach einem Cache, finden ihn auch, kommen aber nicht an ihn heran, da er sich in seinem Versteck viel zu weit nach hinten verschoben und verklemmt hat und wir die Dose ohne Hilfsmittel, die jedoch gerade nicht zur Hand sind, nicht bergen können. Schade.

Herr Fernschreiber möchte aber doch gerne wenigstens einen Cache - sozusagen als Andenken - auch von Varberg finden und macht sich noch einmal ehrgeizigerweise allein "auf die Socken", wieder aus dem Hafengebiet heraus, während wir drei Mädels lieber am Womo bleiben, das uns am anderen Ende des Hafenbeckens ja schon so freundlich entgegenblickt.

 

Erfolgreich einen Cache geloggt und so den Ehrgeiz gestillt, kommt bald darauf auch Herr Fernschreiber "zur Ruhe" und gemeinsam genießen wir die Abendstimmung und letzten Sonnenstrahlen am Hafen.