Es geht los!

Sa., 23. Juli 2016, 1. Reisetag / ca. 470 Tageskilometer / von Soest (NRW) nach Oeversee/Frörup (Schleswig-Holstein), Stellplatz "Kranzbinderei Schnell", Koordinaten: 54.691896, 9.432451

Reiseliteratur
Reiseliteratur

Die Sachen sind alle gepackt, Proviant für die ersten paar Tage ist an Bord, das Gesamtgewicht unter Verzicht auf die drei großen Fahrräder nur knapp überschritten, lediglich das Klappfahrrad als "Brötchenhol- und Notfahrzeug" begleitet uns, und die Vorfreude steigt. Gleich geht's los!

Pünktlich um elf Uhr morgens ziehen wir die Haustür hinter uns zu und ab geht's "auf die Piste" gen Norden.

Dabei ist es eigentlich völlig unerheblich, wann genau wir losfahren, denn wir sind an keinerlei Zeiten oder Termine gebunden. Da wir den "Landweg" nach Schweden über Dänemark und die beiden Brücken Storebælt und Öresund gewählt und keine Camping-oder Stellplätze gebucht haben, sind wir vollkommen frei in unseren Planungen. Ein schönes Gefühl!

Weniger schön ist das Gefühl, als wir gegen halb zwei Uhr auf der A7 in einen Stau kommen, circa 100 km vor Hamburg. Ab da geht es über -zig Kilometer nur im Stop & Go.    

Jetzt macht es sich bezahlt, dass wir keine Fähre gebucht haben. So kommen wir zwar recht langsam, aber dennoch entspannt um sieben Uhr abends nach ca. 470 abwechselnd gefahrenen Tageskilometern kurz vor Flensburg - im Landstrich Oeversee/Frörup (einen Ort haben wir da nicht gesehen...) - auf dem idyllischen und verkehrsgünstig an der A7 gelegenen Stellplatz "Kranzbinderei Schnell" an, den wir über die promobil-App gefunden haben.

Wir werden überaus herzlich von Wolfgang, dem schwergewichtigen Platzbetreiber mit Hupe am Rollator ("tröööt, tröööt") begrüßt. Wolfgang, ein wirkliches Unikum...

Kaum stehen unsere Räder auf dem Rasen still, drückt er uns auch schon eines seiner zahlreichen, dicht beschriebenen Gästebücher in die Hand, auf dass auch wir uns hier verewigen sollen. Und wenn man nach dem Eintrag (was natürlich wieder Frau Fernschreiberin obliegt) mal so querliest, stellt man schnell fest, dass "Wolfgangs Platz" ein überaus beliebter Dauerbrenner unter den Wohnmobilisten und auch bei Gespannfahrern auf ihrem Weg nach oder aus Skandinavien ist und manche schon jahrelang hierhin kommen.

 

Es ist zwar sehr spartanisch hier, aber bei 6,- € (plus 1,- € Strom, dessen Verteiler abenteuerlich in einem halb verfallenen Holzschuppen / Aufenthaltsraum untergebracht ist) kann man wirklich nicht meckern. Ver- und Entsorgung und eine witzige Mülltrennung sind ebenso vorhanden wie ein (sehr sauberes) liebevoll hergerichtetes Klöchen außen am Wohnhaus mit Herz in der Holztür und sogar eine "Freiluftdusche" Marke Gardena mit Gartenschlauch.

 

 

Aber all das ist nichts gegen Wolfgangs legendären Brötchenservice: Auch das gehört wohl zur Ankunfts-Standardfrage, ob man für den nächsten Morgen Brötchen ("normal", Körner... egal, was) haben wolle. Bejaht man, kommt Wolfgang mit einem hüfthohen Metallspieß mit Haken am oberen Ende an und rammt diesen Spieß neben der Wohnmobiltür in den Boden. Daran hängt Wolfgang früh am Morgen die gewünschten Brötchen an den Haken, so dass man - so O-Ton Wolfgang - auch "mal schnell im dünnen Nachthemdchen" die Brötchen direkt aus der Tür heraus angeln kann und dafür noch nicht mal aus dem Womo muss. Wo hat man sonst wohl solch einen Service? Und das ohne Aufpreis? 

Bei diesem "Rundum-Sorglos-Brötchen-Paket" sagen wir natürlich nicht nein und so sind wir mit Strom und Brötchen für gerade mal 10,- € insgesamt mit dabei. 

 

In einer Ecke des Platzes uns schräg gegenüber steht ein großer Wohnwagen mit Vorzelt, der von einer Schweizer Familie mit vier kleinen Kindern bewohnt wird und die hier sogar einen Teil ihres Sommerurlaubs verbringt, auf dem Weg zu einer Hochzeit einer deutschen Freundin. 

Auch wir fühlen uns für die kurze Zeit der Zwischenübernachtung hier sehr wohl und willkommen, mit einem wuseligen Wolfgang zwischen all den Mobilen, der auch gerne mal "auf ein Bier" bei dem einen oder anderen Camper hängenbleibt.

Schon heute planen wir, auf der Rückfahrt - wenn's passen sollte - auch wieder bei Wolfgang "zwischenzulanden".