Vom Allgäu über Liechtenstein und die Schweiz nach Italien

Fr. 27. Juli 2018, 2. Reisetag / 317 Tageskilometer / vom Wohnmobilstellplatz Büchelwiesen (Allgäu) nach Fondotoce, Lago Maggiore (Italien), Campingplatz "Camping Village Isolino", Koordinaten: 45.937139,8.4990257

Unser Womo am Flugplatz von Bad Ragaz in der Schweiz
Unser Womo am Flugplatz von Bad Ragaz in der Schweiz

Wie meistens in unseren Urlauben stehen wir erst so gegen neun Uhr am Morgen auf, wir sind ja schließlich nicht auf der Flucht und lassen die Tage immer sehr gemütlich angehen. Es sind schon 21° Celsius und die Sonne scheint. So macht das Frühstück draußen unter der Markise Spaß, versüßt wird das Ganze mit dem Blick auf Wiese und Apfelbäume.
Beim Frühstück planen wir auch die Route und das grobe Ziel für heute: Wir möchten bis zum Lago Maggiore, weil auch für die nächsten Tage recht hohe Temperaturen angekündigt sind. Da ist ein Aufenthalt am Wasser doch ganz angenehm. Des Weiteren überlegen wir, bis zur italienischen Hälfte des Sees zu fahren, weil da die Übernachtungkosten im Schnitt wohl günstiger sind als in der teuren Schweiz und wir auch gar keine Schweizer Franken umgetauscht hatten. Außerdem wollen wir für ein paar Tage am Lago Maggiore bleiben, bevor es in die Toskana weitergeht und entscheiden uns daher für den etwas höheren Komfort eines Campingplatzes im Vergleich zu einem (italienischen) Womo-Stellplatz.

Unsere promobil-App zeigt uns zu unserem Erstaunen einen großen Campingplatz an, direkt am Wasser gelegen. Den wollen wir zunächst ansteuern und hoffen, dort noch ein Plätzchen zu ergattern, so mitten in der Hochsaison, ohne Reservierung... aber uns festlegen, das wollen wir ja eigentlich auch nicht. (Im Nachhinein wird sich diese knappe Beschreibung des Platzes in der App als 5-Sterne-Platz erweisen, mit großer Poollandschaft und Animationsangeboten den ganzen Tag über, dementsprechend teuer, obwohl wir auf die Animationen auch gut verzichten können. Aber was soll's, wir werden da am Abend ankommen und bleiben dann auch da. Es ist ja auch gar nicht der Anspruch der promobil-App, Campingplätze mit ins Portfolio aufzunehmen und zu beschreiben, schließlich ist sie eigentlich eine ausgewiesene Stellplatz-App. Sowieso schon verwunderlich, dass Campingplätze überhaupt dort gelistet werden.)

Um viertel vor elf Uhr fahren wir aus Büchel weg, natürlich erneut über die kleinen Mini-Sträßchen, und tanken erst noch im sechs Kilometer entfernten Geiselharz für 1,24 €/l, damit der Tank wieder voll ist, wenn wir nachher in die Schweiz und nach Italien fahren, wo der Sprit viel teurer ist.

Um kurz nach elf Uhr geht's bei mittlerweile schon 27° Celsius weiter Richtung Bodensee und Österreich, immer schön zwischen Bayern und Baden-Württemberg hin und her, wie gestern auch schon.

Ausweichstelle auf Mini-Landstraße im Allgäu
Ausweichstelle auf Mini-Landstraße im Allgäu
Landschaftlich sehr schöne Strecke
Landschaftlich sehr schöne Strecke

Kurz vor halb zwölf Uhr passieren wir die deutsch-österreichische Grenze am Grenzübergang Lindau-Autobahn auf der A14 am Bodensee, völlig unspektakulär und wie gewohnt ohne Kontrollen.

Keine halbe Stunde Österreich-Transit

 

Kaum in Österreich, fahren wir schon unter der ersten von einigen Maut-Erfassungs-"Brücken" drunter her, die über den Autobahnen installiert sind. Das gewohnte, nervtötende, aber notwendige laute "Piiiep" ertönt, und schon wird über die blaue Go-Box - vorne mittig an der Windschutzscheibe angebracht, hatten wir noch vom letzten Jahr - abgerechnet. Nur 25 Minuten später fahren wir schon am österreichischen Zollamt Mäder vorbei und sind um Punkt 11:52 Uhr am kleinen Schweizer Grenzübergang Kriessern, direkt am Rhein, der hier die "natürliche" Grenze zwischen Österreich und der Schweiz bildet. Ein paar Tage später bekommen wir per Mail die Maut-Abrechnung: 6,18 € kostete uns die knappe halbe Stunde auf der österreichischen Autobahn A14.

 

Einreise in die Schweiz mit Schwerverkehrsabgabe (PSVA)

 

An der Schweizer Zollstelle halten wir erstmal an, um die Formalitäten mit der "Pauschalen Schwerverkehrsabgabe" zu erledigen. Glücklicherweise ist heute Freitag, also ein Wochentag, und das Zollamt ist tagsüber besetzt. Wäre dies nicht der Fall gewesen (Öffnungszeiten Mo.-Fr. 7:30-17:00 Uhr, Sa. u. So. geschlossen. Das steht zumindest an der Eingangstür des Zollamts, im Internet ist der Grenzübergang als durchgehend geöffnet deklariert), hätte man eine Telefonnummer anrufen müssen, die in der Nähe angegeben ist, und sich erkundigen, wo die nächste Möglichkeit besteht, seine Gebühren für Wohnmobile über 3,5 t zu entrichten. 

Herr Fernschreiber hatte schon zu Hause das Formblatt aus dem Internet ausgedruckt (wo auch die ganzen anderen Informationen und Lagepläne zu dem Procedere aufgeführt sind) und alle notwendigen Angaben eingetragen, doch letztlich muss er hier genau den gleichen Zettel nochmal ausfüllen, mit Durchschlag... Und natürlich sind Stempel (des ersten Einreisetages) und Unterschrift des Zollamts wichtig, sonst nützt der ganze Aufwand nichts.

 

Natürlich ist das alles auch nicht kostenfrei: Für zehn frei wählbare Tage Aufenthalt in der Schweiz - egal, ob man mit seinem Wohnmobil fährt oder (auf einem Camping-, Stellplatz oder sonstwo) steht, da geht es gar nicht um eine reine Autobahngebühr - zahlen wir (mit Kreditkarte) 32,50 CHF, umgerechnet 29,24 €. Die Tage, an denen man sich in der Schweiz aufhält, trägt man selber mit Datum in eine Tabelle auf dem Formblatt ein. Dieses Formular ist nun genau ein Jahr gültig, d.h. wir sind heute, am 27.07.2018, eingereist, und können bis zum 27.07.2019 an jetzt noch neun frei wählbaren Tagen in der Schweiz herumfahren (oder herumstehen...). Dafür tragen wir an jedem dieser Tage das Datum selbst handschriftlich ein. Da wir im Vorfeld nicht genau wussten, ob und wie lange wir evtl. in der Schweiz bleiben, entschieden wir uns für diese Variante. Mindestens 25 CHF muss man auf jeden Fall berappen, darunter geht nichts.

Wenn man die Schwerverkehrsabgabe nicht bezahlt - immerhin ist es unserem Fahrzeug von außen nicht anzusehen, ob es nun 3,5 t oder mehr wiegt und eine außen sichtbare Vignette hat man bei diesem Verfahren ja auch nicht - und man einfach so in die Schweiz einreist und kontrolliert wird, kann es richtig teuer werden. Dieses Risiko wollen wir nicht eingehen und man würde sich ja sowieso illegal verhalten, was wir natürlich ebenfalls nicht wollen.

 

Auch wenn die "Masche" der Schweiz, für schwerere Fahrzeuge für jeden Tag eine Abgabe zu verlangen, selbst wenn das Fahrzeug gar nicht bewegt wird, nach Abzocke aussieht, so ist es doch günstiger als eine Fahrt für uns über die Brenner-Autobahn durch Österreich nach Italien. Da haben wir letztes Jahr für den Transit auf Hin- und Rückfahrt insgesamt um die 90 € Mautgebühren bezahlt, wie die Abrechnungen über die Go-Box uns bescheinigen. Da zeigt sich die Schweiz (als Transitland nach Italien) als wirklich preisgünstiger.

Ganz ohne Maut durch Österreich ginge es natürlich auch (in der Schweiz aber nicht ohne PSVA für Fahrzeuge über 3,5 t), dann eben über die kleineren Pass- und Landstraßen. Das machen wir bestimmt auch irgendwann mal, aber das bedeutet mehr Zeitaufwand bei den Fahrten, und unsere Urlaubszeit ist leider begrenzt...

 

Punkt zwölf Uhr - die Formalitäten um die PSVA haben insgesamt nur acht Minuten gedauert - geht's bei sonnigen 29° Celsius weiter vom Grenzübergang Kriessern Richtung Chur. Noch in Kriessern sehen wir eine Tankstelle mit einem Dieselpreis von 1,75 CHF (umgerechnet 1,54 €). Gut, dass wir vorhin noch in Deutschland getankt hatten...

 

Nach einer Viertelstunde auf Schweizer Boden: Abstecher nach Liechtenstein

 

Um viertel nach zwölf Uhr verlassen wir die Autobahn Richtung Chur und biegen rechts ab über den Rhein als ständige "natürliche" Grenze auch zwischen der Schweiz und Liechtenstein. Die kleine Ortschaft Ruggell ist unser erster Kontakt mit dem Fürstentum, dessen Besuch wir uns fest vorgenommen hatten, gibt es da doch auch einen neuen Länderpunkt auf der Geocaching-Karte! Natürlich ist unser Hauptziel Vaduz, die Hauptstadt des Zwergenstaates.

 

 

Über den Rhein und - schwupps - sind wir in Liechtenstein, genauer in Ruggell und von da aus geht es weiter Richtung Regierungssitz Vaduz.

 

 

Kurz vor halb eins machen wir eine kleine Pause in Schaan, das man auf dem Weg nach Vaduz durchquert, und halten Ausschau nach Caches. Schaan ist sogar größer als Vaduz, doch die Online-Geocachekarte baut sich so gut wie nicht auf. Also weiter nach Vaduz. Als wir um kurz nach halb eins geradeaus eine Straße in Schaan nur ein kleines Stückchen weiter fahren, sind wir schon wieder über den Rhein und in der Schweiz... Es ist echt schwer, mit dem fahrenden Auto im kleinen Liechtenstein (knapp 25 km lang und etwa 12 km breit) zu bleiben, ohne dass man gleich schon wieder in der Schweiz - westlich gelegen - oder in Österreich - östlich davon - ist. Wir sind im sechstkleinsten Staat der Erde!

Das Fürstentum hat knapp 38 000 Einwohner und ist damit viel kleiner als unser Soest mit ca. 50 000 Einwohnern. Amtssprache ist deutsch, die Währung ist Schweizer Franken, der Euro wird aber auch angenommen. Liechtenstein gehört ebenfalls nicht der EU an, genau wie die Schweiz, mit der der kleine Staat wirtschaftlich und verwaltungsmäßig eng verbunden ist.

Wir drehen kurz nach der Rheinbrücke auf der Schweizer Seite im kleinen Kreisverkehr um und fahren wieder nach Liechtenstein zurück, diesmal aber wirklich nach Vaduz. 

 

 

Ankunft in Vaduz, dem Regierungssitz Liechtensteins

Etwa um viertel vor eins erreichen wir den Regierungssitz des Fürstentums. Nun stellt sich - wie so oft - die Frage: "Wo parken"?

Nach ein paarmal Herumkurven und Ausschau halten nach raren geeigneten und für Womos erlaubten Parkmöglichkeiten stoßen wir durch Zufall auf das Parkplatzschild des Rheinpark Stadions. "Das hört sich nach viel Platz an!" Etwa einen Kilometer außerhalb des Zentrums liegt dieser große Platz am Fußballstadion.

Einfahrt zum Parkplatz Rheinpark Stadion
Einfahrt zum Parkplatz Rheinpark Stadion...
... mit viel Platz auch für große Fahrzeuge
... mit viel Platz auch für große Fahrzeuge

Mit Schranke versehen, Gebühr scheinbar pauschal fünf Franken. Hhmm, wir haben kein Schweizer Bargeld... Trotzdem ziehen wir erstmal "mutig" ein Ticket an der Schranke und stellen uns auf den Parkplatz. Sofort schauen wir aber nach den Bezahlmöglichkeiten am Automaten. Prima, geht auch mit Kreditkarten und Euro-Bargeld, dann können wir ja hier parken.

 

Spaziergang ins Zentrum von Vaduz

 

Um zehn nach eins gehen wir los Richtung Innenstadt. Ein schöner, ca. 1 km langer Fuß- und Radweg führt direkt vom Parkplatz mit Blick auf das Schloss ins Zentrum von Vaduz. Die Berge, die man jeweils im Hintergrund sieht, gehören schon wieder zu Österreich, bzw. die Grenze verläuft längs über die Bergrücken. Ein Cache ist auf dem Weg auch schon zu finden, den wir um genau 13:21 Uhr loggen können, wie nett! So klein das Land auch ist, Geocacher und Caches gibt es (fast) überall auf der Welt...

 

 

Auf dem Weg in die Stadtmitte - immer das Schloss von Vaduz im Blick - sehen wir eine bunte Mischung aus schönen gärtnerischen Anlagen, einer touristischen "Bimmelbahn" auf Sightseeing-Tour und schlendern vorbei an mondänen Rechtsanwaltskanzleien, modernen Bauten und vielen Banken, im kleinen Liechtenstein sind es derer vierzehn.

Liechtenstein galt ja lange Zeit als Steuerparadies und reiche Ausländer verbargen ihren Reichtum vor den Steuerbehörden oder wuschen schmutziges Geld. Da sind Rechtsanwälte und Banken gut zu gebrauchen. Doch seitdem vor einigen Jahren CDs mit Daten an deutsche Steuerfahnder verkauft wurden und Liechtenstein groß aufflog, zog das Land die "Notbremse" und schloss sich dem internationalen Standard zum automatischen Austausch von Kontoinformationen an. Dennoch: arm ist das kleine, schuldenfreie Fürstentum nicht: allein der jetzige Fürst, Hans-Adam II, und dessen Familie soll ein Privatvermögen von acht Milliarden Euro haben, wie der "Tagesspiegel" vom Dezember 2017 zu berichten weiß.

 

 

Wir nähern uns dem Zentrum und der Fußgängerzone, wo neben anderen bemerkenswerten Bauten und gepflegten Gärten auch das Parlament und Regierungsgebäude zu finden sind.

 

Doch bevor es zum Landtag geht, statten wir der Büste des (ehemaligen) Fürstenpaars in der Nähe des Kreisverkehrs einen Besuch ab; mit diesem Denkmal ist nämlich auch einer der (selteneren) virtuellen Cachetypen verbunden...

 

Und auch das benachbarte, mit Blumen dekorierte Denkmal des "großen Sohnes" Liechtensteins, dem (uns bis dato unbekannten) Komponisten Josef Gabriel von Rheinberger, seines Zeichen ebenfalls Geheimrat und Professor, bekommen wir zu Gesicht.

Früheres Fürstenpaar
Früheres Fürstenpaar
Denkmal des Komponisten
Denkmal des Komponisten

 Zu Beginn der Fußgängerzone begrüßt uns gleich rechterhand das hübsche Regierungsgebäude.

 

 

Direkt nebenan macht der eigenwillig moderne Bau des Landtags auf sich aufmerksam.

 

 

Weiter geht's die Fußgängerzone entlang, in der heute Mittag bei Temperaturen um die 30° Celsius gar nicht so viel los ist. Dennoch, asiatische Touristen lassen sich auch hier allemal finden... Wir kommen an der Touristeninformation vorbei, gehen aber nicht hinein, da wir uns in Liechtenstein ja auch nicht zu lange aufhalten wollen, sehen ein niedliches motorisiertes "Souvenir-Dreirad" vor einem Laden und stehen schließlich vor dem Rathaus von Vaduz, auf dem eine Hinweistafel stolz verkündet, dass sich auch Johann Wolfgang von Goethe, aus Italien kommend, vom 1. auf den 2. Juni 1788 in Vaduz aufgehalten hat. Na, von uns wird es wohl nie so eine Hinweistafel geben...

 

 

Nach dem Rathaus endet die Fußgängerzone allmählich und wir kehren nach einer kleinen Pause auf einer schattigen Bank langsam um. Bänke im Schatten sind ja ganz schön, aber wenn einem dauernd die Liechtensteinische Flagge dabei um die Ohren weht - die auch an anderen Stellen mehrfach zu sehen ist - schränkt das den Komfort doch ein wenig ein...

Hoch oben über der Fußgängerzone wacht das Schloss von Vaduz, es ist von fast überall zu sehen (genau wie so viele Bankgebäude...). Und wer den Anblick des Schlosses ganz bequem genießen will, der schaut es sich vor schneebedeckten Bergen einfach auf den Baustellenwänden an, die bei Bauarbeiten in der Stadt aufgestellt werden...

 

 

Auf dem Rückweg zum Womo fallen uns an einer großen Freifläche und Brücke die vielen Gebäude der Banken und Versicherungen nochmals in Auge, ja, ja... der kleine Staat und seine Steuer-CDs... Aber ein lohnenswerter Zwischenstopp war es auf jeden Fall, und das nicht nur wegen eines "Länderpunkt-Caches"!

 

 

Um viertel vor drei Uhr sind wir wieder am Womo, das bei 30° Celsius voll in der schattenlose Asphaltwüste des Parkplatzes auf uns wartet. Aber es geht ein leichter Wind, der etwas abkühlt. "Erstmal für ein paar Minuten Durchzug machen", so lautet die Devise vor der Weiterfahrt. Beim Bezahlen am Parkautomaten erleben wir eine kleine freudige Überraschung: Wir gingen von pauschal zu bezahlenden 5 CHF aus, weil wir das große Schild bei der Parkplatzeinfahrt nur flüchtig wahrgenommen hatten. Dieser Pauschal-Betrag gilt aber lediglich für Busse. Wir bezahlen mit einem 5-Euro-Schein, da wir ja keine Schweizer Franken haben, und bekommen 4,50 CHF bar aus dem Automaten zurück. Nur 50 Rappen haben uns die knapp zwei Stunden hier in Vaduz gekostet. Das nenne ich mal humane Parkgebühren! Zumal das umgerechnet nur 0,44 € sind. Jetzt haben wir allerdings 4,50 CHF in bar, mal sehen, ob, wie und wann wir diese enorme Barschaft an Schweizer Währung noch loswerden...

 

Weiterfahrt durch die Schweiz nach Italien

 

Um drei Uhr machen wir uns wieder "auf die Piste" in die Schweiz, Autobahn Richtung Chur. Doch wiederum nur eine Viertelstunde später verlassen wir erneut die Autobahn und fahren nach Bad Ragaz. Wir möchten doch unbedingt noch einen "Schweiz-Cache" ergattern, das gibt nochmal einen neuen Länderpunkt in der Cache-Statistik... Verrückt, solche Umwege und Abstecher zu machen wegen einer Dose, die irgendwo versteckt liegt, aber andererseits bietet genau diese Art des Urlaubs die Freiheit und Unabhängigkeit, gerade das zu tun, was man möchte und sich nicht nach irgendwelchen Terminen, Routen, Touristengruppen richten zu müssen. Doch in dem Tempo kommen wir zugegebenermaßen auch nicht zügig ans Ziel, da könnten wir auch über kleine mautfreie Pässe durch Österreich fahren... Aber was soll's... wie schon an anderer Stelle gesagt: "Der Weg ist das Ziel"...

 

Nach einer kurzen, auf gut Glück versuchten, aber erfolglosen Cachesuche an einer Kirche ("An Kirchen gibt es doch meistens irgendwelche Dosen") "landen" wir schließlich am kleinen, idyllischen Flugplatz von Bad Ragaz, nachdem sich die Online-Karte langsam, aber sicher aufgebaut hat. Die kurze Fahrt führt zwischen Maisfelder und über winzige Feldwege dahin. Muss schon komisch ausgesehen haben, so ein Wohnmobil am Maisfeld auf dem Weg zum "Flughafen". Um genau drei Minuten nach halb vier Uhr können wir dann endlich einen Schweizer Cache loggen: "Flugplatz - Bad Ragaz".

 

 

Doch wir bleiben am Boden, heben nicht ab und sind acht Minuten später zum dritten Mal nach diversen Abstechern auf der A13, immer noch Richtung Chur. Mittlerweile herrschen 32° Celsius laut Armaturen-Thermometer.

In Bad Ragaz und Umgebung war das Tal noch recht flach und breit, die Alpen immer schon sichtbar, aber so allmählich müssen wir auch durch oder drüber. Doch bevor es soweit ist, passieren wir hier im Schweizer Kanton Graubünden noch mehrere Hinweisschilder an der Autobahn: Wir sind im "Heidiland". Es gibt sogar eine Autobahnraststätte mit Namen "Heidiland". Und etwas später kommt der Abzweig zum "Heididorf" Maienfeld, in Johanna Spyris weltberühmtem Buch das "Dörfli" von Heidi. Da werden Kindheitserinnerungen wach... aber diesen Abstecher sparen wir uns jetzt, wir haben unsere Töchter ja nicht dabei... 

Wir bleiben nun immer schön auf der A13 Richtung San Bernardino-Tunnel und fahren dabei die gesamte Zeit eng am Rhein entlang, mit sehr hellgrünem Wasser in seinem oft sichtbaren Kiesbett. Der Fluss sieht hier so ganz anders aus als das Bild, das sich in Deutschland als "Vater Rhein" präsentiert. Weiter oben in den Schweizer Bergen wird der Fluss oft nur noch ein Rinnsal sein, wie wir später sehen werden und dort wird er als "Hinterrhein" bezeichnet.

Die A13 verliert irgendwann - als die Berge immer näher rücken - ihren Autobahncharakter und wird einspurig, im Grunde ist sie nur noch wie eine Landstraße. Sehr malerisch, aber natürlich auch kurven- und serpentinenreicher auf der gesamten Strecke im Vergleich zur Brenner-Autobahn in Österreich oder die Schweizer Strecke über die A2 durch den Gotthardtunnel, die weiter westlich verläuft.

 

 

Wir durchqueren die "Viamala-Schlucht" und passieren unzählige Tunnel und Viadukte, das unterscheidet freilich diese Straße von einer "normalen" Landstraße. Tolle Ausblicke bieten sich hier teilweise.

 

Panoramablick von der A13 Richtung San Bernardino
Panoramablick von der A13 Richtung San Bernardino

 

Jetzt geht's durch den San Bernardino-Tunnel mit einigen Serpentinen davor und dahinter. Zwischendurch kühlt es sich draußen zwischen und auf den Bergen teilweise bis auf 22° Celsius ab.

 

Kurz nach der San Bernardino-Tunneldurchfahrt wird es nochmal "eng" auf der Straße, nicht, was den Verkehr angeht, sondern die Anzahl und Enge der Serpentinen betreffend. Obwohl man ja auch sagen muss, dass das immer noch komfortabel ist im Vergleich zu den kleineren (Anlieger-) Straßen durch die Alpen, die fast ohne Brücken und Viadukte auskommen müssen. Wenn man da die Steigungen und Serpentinenschleifen sieht, sei es in der Karte oder in Natur, dann ist die A13 eine wirklich bequeme Straße dagegen. Aber die kleineren Straßen könnten wir auch nicht so gut fahren, mit über 3,5 t und mit "nur" 130 PS unter der Haube.

 

Kurz hinter dem San Bernardino-Tunnel bei Mesocco
Kurz hinter dem San Bernardino-Tunnel bei Mesocco

 

Bei Bellinzona - dem Tor zum Tessin - biegen wir auf die A2 ab und halten uns wenig später Richtung Locarno, um zum Lago Maggiore zu kommen, dessen Nordspitze wir gegen viertel vor sechs Uhr abends erreichen. Hier herrschen jetzt wieder 31° Celsius.

Wir fahren am nordwestlichen Ufer des Sees immer unmittelbar am Wasser die Uferstraße entlang, die stellenweise für ein Wohnmobil sehr eng ist. Einige Ortschaften durchqueren wir, doch eigentlich sind wir uns einig, dass diese - zugegebenermaßen kurzen - bisherigen Aussichten nicht mit dem vergleichbaren Gardasee und Umgebung mithalten können. Da haben uns die Gardesana um den norditalienischen See und die Ortschaften, die man dabei durchquert (wie beispielsweise Malcesine oder Garda) doch viel besser gefallen. Aber das ist ja immer auch Ansichtssache und in Locarno zum Beispiel waren wir ja gar nicht, da ist es bestimmt auch schön... doch wir wollen nun dem Tagesziel entgegensteuern, immerhin ist es jetzt schon nach sechs Uhr abends, wir haben noch ein paar Kilometer bis zum Campingplatz vor uns und haben ja keinen Platz reserviert...

 

Um viertel nach sechs Uhr erreichen wir die italienische Grenze direkt auf der Uferstraße am See. Ungefähr ein Drittel des Lago Maggiore (der nördliche Teil) gehört ja noch zur Schweiz, der große "Rest" liegt in Italien. Wir fahren einfach durch, kontrolliert werden wir auch hier nicht.

Auf unserem Weg immer die Uferstraße entlang, nun im italienischen Teil, sehen wir viele Campingplätze, die aber oft so steil nach rechts oben in die Berge führen oder links zwischen Straße und See "eingequetscht" sind, dass es nicht gerade eine Wonne sein kann, dort zu stehen. Manches Mal sind sicherlich auch nur Zelte oder sehr kleine Wohnwagen dort angebracht.

 

 

Unser ausgesuchter Campingplatz, "Camping Village Isolino" in Fondotoce liegt in einem Naturschutzgebiet an einer Einbuchtung des Sees unweit des Toce (oder zu deutsch: die Tosa), dem (hydrologisch) größten Zufluss des Lago Maggiore. Deswegen ist es dort auch ein wenig flacher und weitläufiger.

Um kurz nach sieben Uhr abends sehen wir das große Hinweisschild des Campingplatzes an der Uferstraße, biegen links ab und müssen noch eine ca. 800 m lange Privatstraße zum Campingplatz am Schilf vorbei fahren, bis wir den Platz endgültig erreichen. Schon der Eingangsbereich lässt darauf schließen, dass es hier nicht ganz preiswert werden wird.

 

 

Jetzt die bange Frage: Wird noch ein Plätzchen für uns da sein, hier, am touristischen Lago Maggiore, mitten in der Urlaubszeit und direkt am Wasser? Jau, ist es... wir können uns für die drei Nächte, die wir hier übers Wochenende bleiben wollen, noch zwischen zwei angebotenen Plätzen entscheiden. Nicht die größten, nur Standardplätze, aber wir haben ja auch nicht viel ums Wohnmobil herum aufzubauen und kommen ohne Reservierung. Für diesen Standardplatz plus zweimal Personengebühren zahlen wir jetzt in der Hochsaison 52,45 € plus je 0,50 € "Tourist-Tax" pro Tag. Macht summa summarum 160,35 € für drei Nächte.

Wir schauen uns erst beide Plätze zu Fuß an und entscheiden uns anschließend. Parzelliert mit optischem Sichtschutz ist hier nirgends etwas, was für einen 5-Sterne Platz eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Aber nun ja, dafür haben wir See und Pool in unmittelbarer Nähe.

Bis das Aussuchen und die Warteschlange vor uns bei der Anmeldung "abgearbeitet" sind, vergeht eine gute halbe Stunde, aber um kurz vor acht Uhr abends stehen wir endlich auf unserem Platz.

Stellplatzperspektive Nr. 1...
Stellplatzperspektive Nr. 1...
... und Nr. 2
... und Nr. 2

Hinter der hohen Hecke unseres Stellplatzes ist das Betriebsgelände des Campingplatzes untergebracht, was wir am Abend natürlich kaum registriert hatten, weil dann auch nicht gearbeitet wurde. Hier stehen (und fahren...) der campingplatzeigene Trecker, die Kehrmaschine und weitere diverse Service-Fahrzeuge des Platzes...

 

Wir nehmen ein einfaches Abendessen mit Kartoffelsalat und Schnitzel zu uns und schlendern im Anschluss in der Dämmerung noch über den Platz, um zu schauen, wo wir für die nächsten drei Tage "gelandet" sind. Viele Angebote hier, das muss man schon sagen, und die abendlichen Ausblicke über den See und die Poollandschaft sind auch ganz schön.

 

Lago Maggiore am Abend
Lago Maggiore am Abend

Vom See gehen wir an der interessant beleuchteten Poollandschaft vorbei und langsam zurück zu unserem Stellplatz.

 

 

Später am Abend beobachteten wir noch das seltene Naturschauspiel einer totalen Mondfinsternis mit "Blutmond". Zunächst vom Stellplatz aus, ein wenig später dann vom See, wo sich ein Trupp Schaulustiger ebenfalls eingefunden hatte, um das Himmelsspektakel zu bewundern. Das ging von dort auch ganz gut, die Aufnahmen sind mir allerdings nicht ganz so gut gelungen und der Mond ist um halb zwölf Uhr nachts fast schon wieder voll sichtbar, also aus dem Schatten der Erde herausgetreten. Wer allerdings als kleinerer leuchtender Punkt schräg unterhalb des Mondes ganz gut auf dieser Aufnahme zu sehen ist, das ist der Mars.

So beenden wir unseren ersten Urlaubstag in Italien mit diesem außergewöhnlichen Himmelsspektakel.

 

Am nächsten Tag berichten die Medien natürlich ausführlich über dieses seltene Ereignis der totalen Mondfinsternis.

 

Totale Mondfinsternis als spektakuläres Himmelsereignis am 27. Juli 2018
Totale Mondfinsternis als spektakuläres Himmelsereignis am 27. Juli 2018