Di., 19. Oktober 2021, 8. Reisetag / 0 Tageskilometer mit Womo / Campingpark Kühlungsborn
Für heute haben wir uns vorgenommen, mit dem "Molli" zu fahren. Diese mecklenburgische Bäderbahn gibt es seit 1886, zuerst nur auf einer 6,6 km langen Strecke zwischen Bad Doberan und Heiligendamm, dem ältesten Seebad an der Ostseeküste.
Seit 1910 fährt der "Molli" bis nach Kühlungsborn West (damals noch Arendsee). Diese jetzt insgesamt 15,4 km lange Strecke zwischen Kühlungsborn West und Bad Doberan wollen wir heute "abfahren".
Bei trockenem, aber bewölktem Wetter und um die 10° Celsius herum laufen wir um 11:40 Uhr zu Fuß los. Zum Bahnhof "Kühlungsborn West" müssen wir etwa eine Viertelstunde laufen.
Eine Fahrkarte von hier bis Bad Doberan kostet 16 € pro Person.
Da der historische Zug - insgesamt gibt es fünf originalgetreu restaurierte Loks mit Waggons - erst um halb eins fährt, haben wir noch eine halbe Stunde Zeit, uns am Bahnhof über diesen Zug zu informieren und eine der ältesten Schmalspurbahnen der Welt zu bewundern. Ein kleines Museum dazu gibt es hier ebenfalls und es steht eine Lok als Anschauungsobjekt auf dem Bahnhofsgelände.
Die Bahn fährt in den Sommermonaten stündlich zwischen Kühlungsborn und Bad Doberan hin und her und manche benutzen den Zug auch als tägliches Verkehrsmittel, auch wenn die Fahrt recht langsam
vonstatten geht. Aber allein schon während der Fahrt draußen auf den kleinen Plattformen der Waggons stehen zu können und den Rauch der Lok riechen und sehen zu können ist schon ein Erlebnis, das
knapp eine Stunde Fahrspaß bietet.
Die Fahrt geht los, mit viel Gepfeife, Dampf und Gezische!
Wenn man Kühlungsborn verlässt, führt ein Teil der Strecke auch über Felder und durch Wälder. Insgesamt gibt es sechs Haltestellen beziehungsweise Bahnhöfe: Kühlungsborn West und Ost, Steilküste (mitten im "Nirgends"; nur ein Wohnmobilstellplatz säumt beide Seiten der Gleise), Heiligendamm, Rennbahn (die Ostseerennbahn ist die älteste Galopprennbahn auf dem europäischen Festland, aber nur einmal im Jahr findet hier auch ein Galopprennen statt: im August für mehrere Tage), und in Bad Doberan hält die Bahn nochmals an zwei Zwischenstationen, bevor die Fahrt am Bahnhof Bad Doberan endet. Dann fährt die Lok wieder vorwärts nach Kühlungsborn zurück. So sieht man die Lok auch zu manchen Fahrten rückwärts fahren. Das sieht etwas komisch aus, denn der typische Lokaufbau ist dann "andersherum": Der Lokführerstand ist vorne anstatt hinten.
Nach Ankunft am Bahnhof in Bad Doberan um kurz vor halb zwei Uhr laufen wir wieder in die Innenstadt zurück und dort in die "Fußgängerzone" der Stadt, durch die der Molli extrem nah und natürlich auch sehr langsam an den Häusern entlangfährt. Manchmal sind zwischen den Auslagen der Geschäfte draußen oder bei den Stühlen der Gastronomien nur wenige Zentimeter Platz. Auch hier macht der Molli immer wieder akustisch mit viel Gepfeife auf sich aufmerksam und ist natürlich gerade hier ein überaus beliebtes Fotomotiv.
Wir schauen uns danach ein wenig in Bad Doberan um und entdecken auch hier schöne Fotomotive. Doch insgesamt finden wir die Stadt etwas "langweilig" und nicht so attraktiv wie Kühlungsborn.
Nachdem wir bis zum Doberaner Münster gelaufen sind, kehren wir allmählich wieder um und warten bei einer heißen Schokolade und Windbeuteln in der Außengastronomie der Bäckerei und Konditorei "Sparre" direkt an der Haltestation "Bad Doberan Stadtmitte" auf den Molli, der hier um 15:39 Uhr hält und wieder nach Kühlungsborn zurückfährt. So können wir quasi von der Kaffeetasse direkt in den Zug springen.
Laut pfeifend und dampfend erwarten wir den Zug aus Kühlungsborn, der bis zur Endstation "Bad Doberan Bahnhof" direkt am Café vorbeifährt und uns im Anschluss rückwärts fahrend an Station "Stadtmitte" einsammelt. So sparen wir uns den Gang zum Bahnhof zurück.
Zurück in Kühlungsborn steigen wir nicht an der Endstation "West" aus, sondern schon in Kühlungsborn Ost. So können wir noch etwas in der Strandstraße - eine der "Einkaufsmeilen" von Kühlungsborn-Ost - shoppen gehen und weiterschlendern zum Hafen und zum Strandkino.
Das Strandkino hinter dem Hafen
Gestern lasen wir von diesem Kino und überlegen, im Strandkorb sitzend direkt im Sand, die Leinwand unmittelbar am Wasser, uns hier heute Abend den neuen James Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" anzuschauen. Nicht, weil wir wahnsinnig erpicht sind auf den Streifen, aber er ist auf jeden Fall actionreich und vor allem die besondere Atmosphäre eines Strandkinos wäre ein schönes Urlaubsevent.
Wir gehen da mal hin - gestern war uns gar nicht bewusst, dass das Kino hinter dem Hafen zu finden ist. Sonst hätten wir es gestern schon mal aufgesucht.
Direkt an einem Strandkorb angeschlagen ist auch eine Telefonnummer für eine Reservierung. Also rufe ich da mal an. Ungefähr 14 Strandkörbe sind schon reserviert - von den aktuell 46, die
da stehen. Wir könnten daher auch eine halbe Stunde vor Spielfilmbeginn spontan versuchen, noch einen Strandkorb zu bekommen, erzählt mir die nette Dame am Telefon. Ausgebucht ist es heute Abend
wohl nicht.
Also entscheiden wir uns für Spontaneität, zumal wir keine wärmenden Decken - wie empfohlen - dabei haben und wegen Corona auch keine ausgeteilt werden. Außerdem ist für den Abend wieder
mal Regen angesagt. Da überlegen wir lieber nochmal.
Wir essen erstmal eine Currywurst / Pommes der etwas anderen (und teureren) Art am Hafen bei "Edel & Scharf", um die Wartezeit bis zum Film zu überbrücken.
Nach dem Essen ist klar: Wir tendieren dazu, angesichts unserer unzureichenden "Vorbereitung" (keine Decken, kein Popcorn...) und des wechselhaften Wetters auf den Strandkinobesuch zu verzichten. Aber für die Sommermonate ist das sicherlich klasse.
Also schlendern wir in der beginnenden Dämmerung gegen sechs Uhr langsam über die Promenade die drei Kilometer zurück nach Kühlungsborn-West. Leute, die ihre Drachen steigen lassen und ein Ausflugsdampfer, der an der Seebrücke anlegt und seine Passagiere "ausspuckt", säumen unseren Weg.
Etwa nach der Hälfte des Weges fängt es tatsächlich empfindlich an zu regnen. Wie gut, dass wir uns gegen das Strandkorbkino entschieden haben! Das wäre eine recht ungemütliche Sache
geworden, auch wenn es verhältnismäßig warm ist, wie uns die Temperaturanzeige am "richtigen" Kino (in dem aber heute kein für uns interessanter Film läuft) in Kühlungsborn-West anzeigt: 15°
Celsius um sieben Uhr abends. Aber dafür ist es jetzt recht windig, neben dem Regen das also auch noch...
Gegen halb acht Uhr - wir sind gerade am Womo angekommen und konnten noch den Laternenumzug der Kinder auf dem Campingplatz beobachten - fängt es ziemlich stark an zu regnen. Und nochmal beglückwünschen wir uns zu unserer Entscheidung, auf den Strandkinobesuch heute Abend verzichtet zu haben.
Knapp 14 Kilometer sind wir heute in Bad Doberan und Kühlungsborn gelaufen, wie die Smartwatch mal wieder zuverlässig anzeigt.
Die gebuchten zwei Tage auf dem Campingplatz sind morgen um und wir müssen uns entscheiden, ob wir noch bleiben oder weiterfahren wollen.
Obwohl man in Kühlungsborn sicherlich noch eine ganze Menge unternehmen - vor allem essen und shoppen - kann und es wirklich schön hier ist, entschließen wir uns doch für die Heimfahrt
morgen. Das Wetter bleibt unbeständig - für die nächsten Tage ist sogar Sturm angesagt - und zu Hause haben wir noch genug zu tun, bevor uns nächste Woche die beruflichen Pflichten wieder
rufen.