Alte Felsritzungen, einmal Norwegen und zurück ins "Astrid Lindgren-Land"

So., 7. August 2016, 16. Reisetag / ca. 400 Tageskilometer / von Tanumshede (Västra Götaland), Campingplatz "Heljeröds Camping" über eine "Norwegen-Ecke" nach Vimmerby (Provinz Kalmar, histor. Provinz Småland), Campingplatz "Hotell, stugby, camping & restaurang 'Karaktärshotellet Björkbacken'", Koordinaten: 57.6622381,15.8748147

Felsritzungen aus der Bronzezeit bei Tanumshede
Felsritzungen aus der Bronzezeit bei Tanumshede

Nach einer gemütlichen Nacht auf dem feinen, kleinen, Campingplatz fahren wir gegen elf Uhr das nur sieben Kilometer entfernt liegende Vitlycke Museum bei Tanumshede an (Koordinaten: 58.6587655,11.2512285).

Während eines überaus interessanten Rundgangs durch das 1998 erbaute und kostenfreie (!) Museum nimmt man Teil am Leben und Alltag der bronzezeitlichen fünfköpfigen Familie mit Vater Akaz, Mutter Nenna, dem jungen Zwillingspärchen Glicc und Glår und dem älteren Bruder Alawin, die alle vor rund 3000 Jahren ihr oft beschwerliches,  gefahrvolles, häufig vorgezeichnetes und doch recht schicksalhaftes Leben meisterten, so dass Geschichte eindrücklich und sehr konkret "gelebt" wird. Auch die größten und figurenreichsten Felsritzungen in Schweden, die es hier zu sehen gibt und sechs Stätten davon 1994 ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurden, sind Teil dieses Lebens und "Botschafter" des Glaubens und der Lebenserfahrungen unserer Vorfahren vor circa einhundert Generationen.

 

Rund eine dreiviertel Stunde verbringen wir in dem kleinen Museum, bevor wir nach draußen zur Freilichtausstellung und den bronze-zeitlichen Höfen gehen. Wir sind Gäste in den "Wohn"- und "Schlaf"-Räumen unserer Vorfahren, erfahren, wie gekocht, geschlafen und gearbeitet wurde. So primitiv das Leben auf dem ersten Blick erscheinen mag, so "raffiniert" wurde jedoch mit den damaligen Möglichkeiten umgegangen, allein wenn man sich anschaut, auf welch kluge Art und Weise beispielsweise Türen eingesetzt und die Scharniere dazu hergestellt wurden.

War es zu Beginn der Bronzezeit noch recht warm, änderte sich bald das Klima: es wurde kälter und feuchter. Die Tiere - Rinder und Ziegen vor allem - kamen mit ins Haus, an einem Ende wohnte man, am anderen befand sich der Stall. So trugen die Tiere mit ihren Körpern dazu bei, die Wärme im Haus zu halten. Beide Hofarten sind zu sehen und die unterschiedliche Bauweise ist offensichtlich. Ein Leben ohne Fernseher, Handy und You Tube - faszinierend... unvorstellbar für viele...

 

 

Im Anschluss schlendern wir weiter über das Freigelände, durch einen kleinen Wald, am Schweinegehege mit Exemplaren einer wohl "urtümlichen" Schweinerasse vorbei, die sich ausgiebig im Schlamm suhlen kann. Wir folgen dem Pfad, der uns Jagdtechniken unserer Vorfahren vergegenwärtigt und landen schließlich an einem sumpfigen, kleinen See, auf dessen winziger Insel - für uns im Moment nicht erreichbar - in der Ferne verschiedene Fruchtbarkeitsstatuen auszumachen sind.

 

 

Gegen kurz vor ein Uhr stehen wir aber letztlich vor den fußläufig zu erreichenden Monumenten, deretwegen wir eigentlich hergekommen sind: die Felsritzungen. Dass sie rot sind, ist der "Neuzeit" und besseren Anschaulichkeit geschuldet: Häufig waren es Studenten, die die Felszeichnungen mit roter Farbe nachgepinselt haben, damit sie für Besucher sichtbarer sind, denn das Betreten der von der Eiszeit glattgeschliffenenen Felsen ist nicht erlaubt.

Es ist schon sehr eindrucksvoll, welch phantasiereiche Bilder, ja Geschichten die Menschen der Bronzezeit kreierten. Geschichten von Liebe, Tod, Göttern, Schifffahrten prägen die Felsen, und überall hat die schwedische Provinzialregierung ausführliche, in mehreren Sprachen verfasste Schau- und Informationstafeln aufstellen lassen, die die Besucher dieses UNESCO Weltkulturerbes anschaulich in die Bronzezeit und das Leben unserer Vorfahren "entführen". Beinahe "andächtig" studieren wir die Felszeichnungen, bevor es wieder zum Womo zurückgeht und Herr Fernschreiber auch hier quasi noch "zum Andenken" einen Cache nahe des Parkplatzes mit dem passenden Namen "Vitlycke Museum" und Verweis auf deren Homepage hebt.

 

 

Da wir uns sehr nah am südlichsten Zipfel Norwegens befinden, möchten wir natürlich als alte Geocacher auch hier den begehrten Länderpunkt für unsere Statistik holen. Wir schauen also, wo der nächstgelegene Cache hinter der schwedisch-norwegischen Grenze liegt und überqueren knapp eine Stunde später - gegen zwei Uhr - die völlig unspektakuläre Grenze bei Vassbotten/Halden Kommun (Holtet) auf der kleinen Landstraße 165, einsam und verlassen mitten im Nirgendwo (Koordinaten: 58.879288, 11.534625). Niemand ist zu sehen, kein Verkehrsteilnehmer, geschweige denn Grenzbeamte. Das frühere Grenzhaus ("Grensehuset") ist verlassen, verfallen und Gras überwuchert den Eingangsbereich. Also alles ganz "relaxed" hier. Nur wenige Meter hinter der Grenze ist dann die norwegische Dose zu finden, juchhhuu! Das Listing der Cachebeschreibung bringt uns die Gegend und Geschichte, wo wir hier "gelandet" sind, ein wenig näher:

 

"Holtet is the Norwegian side of the border, Vassbotten is the Swedish side.

Many country folk from Sweden would pass Holtet on their way to Halden when Norway was forced into union with Sweden in 1814. Holtet has been a customs station up until late 1980s, but now it's just an empty house.

The shop at Vassbotten was opened in 1892. 5000 soldiers was stationed here during WW2, and business was good. In addition, many refugees took the route over Vassbotten as they fled Norway during the same war. Unfortunately, the shop closed just before Christmas 2011.

The cache itself is placed almost exactly on the border. It is a small box, and the original content is a log book, info sheet, pencil, bouncing ball, rubber hair band, pencil sharpener, flashing necklace and FTF pin."

So sieht nun unsere Länder-Statistik auf Geocaching.com aus
So sieht nun unsere Länder-Statistik auf Geocaching.com aus

Und unser Logeintrag im Netz dazu:

supertwinnies found Holtet/Vassbotten

Sunday, 07 August 2016   Østfold, Norway    N 842.4 km from your home location

 

** Log-Time 13.54 Uhr **

Weiter ging es für die Familie supertwinnies mit dem Cachemobil 🚐 für einen kurzen Abstecher nach Norwegen.
Immerhin sind es von Tanumshede nur noch 30 km bis zur Grenze.

Vor Ort stellte sich dann die Frage, wo denn die Grenze ist. Kein Schild, kein Schlagbaum. Lediglich die Mittelstriche wurden gelb.😎

Aber egal, weniger Stress für uns.😉

Die Dose war gut beschrieben und lag mitten auf der Grenze. Der Fund war ein schnelle Sache.👍

Viele Grüße aus Soest/Deutschland und danke für den Cache sagen die

supertwinnies

In: TB-Stamp zum Discovern

 

Na ja, ein Schild, das den Grenzübergang markierte, war dann doch noch zu sehen, aber viel mehr auch nicht...

 

Noch weiter nördlich wollen wir nicht, weder in Norwegen noch in Schweden, so dass wir hier umkehren, wieder über die Grenze nach Schweden zurückkehren und nun südöstlich weiterfahren mit Ziel Ostküste Schwedens, also einmal "quer rüber". Vor uns liegt jetzt eine längere, abwechselnd zu fahrende Strecke, oft im Nieselregen und bei nicht gerade sommerlichen Temperaturen von nur circa 18° bis 20° Celsius. Da ist es auch nicht weiter schlimm, ein paar Stunden fahrend im Womo zu verbringen. Wir haben das Gefühl, je nördlicher wir fahren, desto kälter und regnerischer wird es (was ja eigentlich auch nahe liegt), daher nun unsere Umkehr in der Hoffnung auf besseres Wetter weiter im Süden.

 

Campingplatz "Karaktärshotellet" in Vimmerby
Campingplatz "Karaktärshotellet" in Vimmerby

Über Trollhättan und Jönköping, an der südlichsten Spitze des Vättern vorbei, kommen wir abends gegen halb neun Uhr am ausgesuchten Campingplatz an, der aber leider voll besetzt ist - das erste Mal, dass wir dies in Schweden erleben. Aber es ist ja jetzt auch schon später und die Gegend, die historische Provinz Småland, also "Astrid Lindgren-Land", bei Touristen wohl sehr beliebt. Ja schade drum, da hilft nichts, wir müssen weitersuchen nach einer Bleibe für die Nacht und werden schließlich um kurz vor neun Uhr abends in der Nähe von Vimmerby, auf dem kleinen Campingplatz "Hotell, stugby, camping & restaurang 'Karaktärshotellet Björkbacken'" für 295 Kronen inklusive Strom, aber mit einem ziemlich abgewrackten Waschhaus (na ja, brauchen wir eh nicht) fündig.

Immerhin sind wir doch noch ungefähr in unserem angepeilten Zielgebiet geblieben, denn die Besichtigung von Bullerbü, des Katthulthofes von Michel und Vimmerby - der Geburtsstadt Astrid Lindgrens - ist für den nächsten Tag geplant. Nun ist nach einer langen Fahrt erst mal Schluss für heute.